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Um 1903 kauften der Kaufmann Wendel Altmeyer und seine Ehefrau Margaretha Balthasar die ehemalige Gastwirtschaft, aber nicht die Wirtschaftsgebäude, und richteten darin das Herren-Konfektionsgeschäft Wendel Altmeyer ein. Altmeyer besaß noch ein weiteres Geschäft in der Luisenstraße; es bestand aus zwei Häusern, die heute zusammen das Anwesen "Luisenstraße 27" bilden. Im Jahre 1908 beschloß Altmeyer, seine Geschäfte in St. Wendel aufzugeben und nach Trier zu ziehen. Die beiden Häuser in der Luisenstraße verkaufte er am 5. Juni dieses Jahres an den Metzger Robert Alexander unter der Bedingung, daß dieser bis zur vollen Bezahlung des Kaufpreises, mindestens jedoch auf die Dauer von fünf Jahren ab heute, im Haus kein Kurz-, Weiß- oder Wollenwarengeschäft betreiben durfte. Alexander war zwar Metzger, weshalb für ihn ein derartiger Laden kaum in Frage kam, aber ? man weiß ja nie ?

 

Das Wohnhaus in der Brühlstraße "mit beweglichen Gegenständen, welche zum Betriebe des bisher von den Vermietern geführten Geschäfts gehören, mit Ausnahme des Warenlagers, über das ein mündlicher Kaufvertrag angefertigt wurde", vermietete er an den jüdischen Kaufmann Louis Stein aus Mussbach in der Pfalz und dessen Schwager Josya Jacob aus St. Wendel. Der Vertrag wurde auf zehn Jahre geschlossen, verbunden mit einem Vorkaufsrecht der Kaufleute. Der endgültige Kaufvertrag kam am 9. Februar 1920 zustande. 82.000 Mark bezahlten ihm die beiden Kaufleute plus weitere 25.000 für die Geschäftseinrichtung. 

 

Ursprünglich bestand das Anwesen aus zwei aneinandergebauten Häusern, deren Zugang bis 1910 durch das Haus auf der Ecke möglich war. In diesem Jahr ließ Altmeyer das linke Gebäude (heute Luisenstraße 49), worin sich seine Buchhaltung, "Contor" genannt, befand, mit einer eigenen Ladenfront und einem Außeneingang versehen.

 

Die jungen Kaufleute Stein und Jakob schlossen einen Gesellschaftsvertrag und gründeten die GmbH "Wendel Altmeyer Nachfolger" mit Sitz in St. Wendel. Interessiert sich jemand dafür, mit welchen Einlagen ein Geschäft damals eingerichtet wurde: das Stammkapital betrug 100.000 Mark, so daß jeder der beiden Männer eine Stammeinlage von je 50.000 Mark zu leisten hatte. Der Geschäftswert betrug 20.000 Mark, die Bareinlage je 40.000 Mark.

 

Das Kurz-, Weiss- und Wollwarengeschäft lief sehr gut. Doch die beiden jungen Männer versuchten sie sich auch an anderen Dingen. Das geht aus einem Antrag auf Befestigung einer Reklamefahne am Haus des Metzgers Robert Alexander (Luisenstraße 27) hervor, um den Verkauf von Spielwaren zu fördern. Im Februar 1920 vergrößerten sie gar: in Neustadt an der Hardt richteten sie mit einem Betriebskapital von 20.000 Mark eine Zweigniederlassung ein, die Firma ?Wendel Altmeyer Nachfolger GmbH Zweigniederlassung Neustadt?. Leiter vor Ort war ein Verwandter von Louis, der jüdische Kaufmann Sally Stein, der Prokura erhielt.

 

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