Schriftzug

Alsweiler

 

Der Ort liegt auf der Straße zwischen Winterbach und Tholei; er gränzt an Tholei, Marpingen, Winterbach, an Bliesen und mit einer Ecke an Osenbach.

 

Der Ort besteht aus 74 Häußern, die alle alle von Stein erbaut sind. 48 sind einstökig und 26 zweistökig, wovon 22 baufällig sind:

 

Die Bevölkerung besteht aus 443 Seelen, die sich auf 82 Familien verteilen.

 

Männliche Einwohner unter 14 Jahren gibt es 100.

Männliche Einwohner über 14 Jahre gibt es 106.

Weibliche Einwohner unter 14 Jahren gibt es 78.

Weibliche Einwohner über 14 Jahre gibt es 93100

Es gibt 59 Fremde im Orte.

Von den Ortseingeborenen halten sich 4 ausserhalb des Orts auf.

 

Über den herrschenden Charakter des Volks in Bezug auf Geistesbildung und Gewerbsthätigkeit überhaupt ist zu sagen: Durch den früher sehr vernachläßigten Unterricht, durch die schnell aufeinander gefolgten Wechsel und den immer währenden Krieg mußte nothwendigerweise die Geistesbildung sehr leiden, obgleich die Bewohner hiesiger Gegend von der Natur nicht stiefmütterlich mit intellektueller Kraft ausgesteuert werden. Das Übergewicht, was sie in dieser Hinsicht über manche benachbarten fühlen, vereinigt mit unverdienten Revolutionsgrundsätzen legt den Grund zu "Motzen", zu Widersetzlichkeit, wo kräftiger Widerstand fehlt, zu Rechthaberey, Neid, Prahlerey, Witzelei, ja selbst zu beleidigenden Bemerkungen über ihre Obern, zu Eigenmacht, und über diesen Grübeleyen stokt der Gewerbfleiß, der ohnehin reger wäre, wenn der Lebensunterhalt durch vermehrte Bevölkerung erschwerter wäre.

 

Aus dem ebengesagten ergiebt sich, daß Religiosität und Sittlichkeit so wie c) Gesetzlichkeit fast als Ausnahme von der Regel erscheinen und daß Rechtlichkeit im reineren Sinne leider sehr vermißt wird.

 

Mit den obigen Eigenschaften steht in auffallender Vereinigung schmutziger Eigennutzen und ungerechte Habsucht, so daß sie auf Vergnügungen mit Belustigungen, wenn nicht Prahlsucht oder Neid ins Spiel treffen, wenig und selten verwenden. Die gewöhnlichsten Belustigungen und Kart und Kegelspiel bey einer Flasche Bier, Wein oder Brandtwein.

 

Der einzige Religions Cultus im Orte ist der katholische.

Es gibt nur eine Kirche; der Herr Pastor wohnt im Ort. Es gibt einen katholischen Schullehrer. Eingepfarrt ist die Ortschaft Winterbach, die wie Alsweiler zu der Oberbürgermeisterey St. Wendel gehört.

 

Die Kirche hat zu ihrer Erhaltung die nöthigen Güter und Land. Diese bestehen in liegenden Gütern.

 

Der Pastor bezieht 500 fr von der Regierung und 8 Malter Haber, 12 Malter Grundbirnen, 30 Zentner Heu; 40 Zentner Stroh, 6 Klafter Holz von der Pfarrey.

Der Schullehrer ist blos von der Gemeinde bezalt, und bezieht jährlich 6 Malter 6 faß Haber 8 Malter Grundbirnen, 20 Zentner Heu, 25 Zentner Stroh und ein Klafter Holz und 18 Kreuzer (xr) per Kind, das die Schule besucht.

 

Der Boden des Flurbezirks oder Bannes der Orts ist seiner natürlichen Beschaffenheit nach mittelmäßig.

 

Die gewöhnliche Bewirtschaftungsweise besteht im Ackerbau.

 

Gewöhnlich werden die Getreidesorten Weizen, Korn, Gerst, Hafer, da sie auf dem Boden des Landes gedeihen, also wie in St. Wendel.

 

Bezüglich der Vervielfältigung des Saamens bey den zu dem Ackerbau gewidmeten Grundstückern:

 

aus 1 Korn Waizen werden 7.

aus 1 Korn Korn werden 7.

aus 1 Korn Gerst werden 8.

aus 1 Korn Hafer werden 8.

 

Der Zustand der Viehzucht des Orts ist mittelmäßig; er war vorher besser, hat aber durch Krieg viel gelitten. Im Ort gibt es 65 Pferde, 2 Ochsen, 140 Kühe, 60 Stück junges Rindvieh, 160 Stück junges Pferdvieh, 163 Schaafe und 24 Ziegen.

 

Die herrschaftlichen Waldungen auf dem Bann des Orts haben eine Fläche von 400 Morgen, die der Privatwaldungen  4 Morgen. Die Communen haben keinen Wald.

 

Die Waldungen werden wie in St. Wendel nach keinem Regelmäßigen Betriebsplane bewirthschaftet.

 

Wein wird nicht angebaut, aber Obst. Dessen Ergiebigkeit ist im Steigen.

 

Außer der Landwirtschaft gibt es im Orte Schneider, Schuster und einen Hufschmidt. Es gibt 3 Meister, aber keine Gesellen.

 

Landwirtschaftliche Manufaktur- oder Fabrik-Erzeugnisse, die zum Selbstbedarf nicht nöthig sind, gibt es keine.

 

Getreide und Fleisch bezieht man aus dem Orte selbst, Wein von Pfalz und Mosel, Brennmaterialien aus dem Preussischen und Kalck für Baumaterialien aus Niederlinxweiler.

 

Diese Bedürfniße als Getreide, Wein, Fleisch und Baumaterialien können nirgends auf leichterem Wohlfeilen und bessern Wege bezogen werden. Brennmaterialien können einfacher und wohlfeiler von herrschaftlichen Waldungen bezogen werden.

 

Communal güter sind keine vorhanden, des weiteren auch keine Domänen oder Staatsgüter.

 

An öffentlichen Gemeinde- oder Staatsgebäude befinden sich im Orte ein Pfarrer- und ein Schulhauß.

 

Bergbau ist nicht vorhanden.

 

Die Straaßen sind durch den Krieg verdorben, die Gemeindewege schlecht, die Brüken gut, die Dohlen schlecht; Wasserkanäle gibt es keine.

 

Historische Forschungen · Roland Geiger · Alsfassener Straße 17 · 66606 St. Wendel · Telefon: 0 68 51 / 31 66
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