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21. Jahrhundert -> 2023 Warum wir nicht in dem Restaurant am Schlossplatz feiern. Ein Gedächtnisprotokoll.

Warum wir nicht in dem Restaurant am Schlossplatz feiern. Ein Gedächtnisprotokoll.

In 16 Tagen feiere ich meinen 60. Geburtstag. Bis Ende vergangenen Jahres wusste ich noch nicht, ob ich ihn überhaupt feiern wollte – mit der Tendenz: eher nicht. Aber dann überlegte ich es mir anders, schrieb eine lange Liste mit Namen zusammen, wen ich alles einladen würde, strich diese Liste wieder etwas zusammen, weil über 60 Namen zusammenkamen. Bevor ich einlud, muss ich natürlich einen Lokalität finden, wo ich diese Leute alle unterbringen konnte.

Meine erste Wahl war ein Restaurant am Südrand meiner Heimatstadt (man meint zwar dort, man säße mitten in der Stadt, aber dem ist halt eben nicht so). Ich sprach dort die ehemalige Seniorchefin, sprich: die Mutter des jetzigen Eigentümers, an, nannte ihr meinen Geburtstag (27. Februar) und meinen Wunschtermin für die Feier, Samstag, 4. März. Ich nannte ihr die Personenzahl, die mittlerweile bei knapp über 50 Personen lag, und bat, uns in dem großen Raum im Obergeschoss zur Straße hin unterzubringen. Sie meinte, 50 Personen, das wäre etwas knapp, müsste aber gehen.

Ich schickte meine Einladung raus, und die Zahl der Zusagen pendelte sich bei 48 Personen ein. Zwischendurch hatte ich auch mit einer anderen Dame gesprochen, der ich noch in der ersten Woche im Februar die neue Personenzahl durch gab. Ja, meinte sie, das sei kein Problem, dort gehen locker 60 Personen rein.

Am letzten Sonntag, 5. Februar, war ich mit meiner Frau dort zum Abendessen; natürlich wollten wir uns auch den Raum vor Ort anschauen, um planen zu können, wie wir wen wohin setzen konnten.

Es ist ein langer Raum, durch einen halben Raumteiler in ein langes und ein kurzes Drittel aufgeteilt. Im langen Raum stehen an der Fensterseite 2 Vierertische und ein runder Tisch für 4 Personen. Gegenüber steht ein runder Tisch für 6 Personen (dort saßen wir gerade), dann kommt ein Tisch für 6 Personen, an dessen einer Längsseite statt 2 Stühlen ein Sofa steht, und ein Tisch für 2 Personen. Im kurzen Drittel steht ein Tisch für 8, ein Tisch für 7 und ein Tisch für 2.

Der junge Mann, der uns unten an der Tür abgeholt und zu unserem Tisch gebracht hatte, war – wie wir erst später übers Internet herausfanden – der neue Eigentümer, der Sohn des Firmengründers. Ich hatte ihm unten an der Tür schon gesagt, dass wir heute Abend hier seien, zum einen zum Abendessen und zum anderen, weil ich in 3 Wochen meinen Geburtstag hier feiern würde.

Wir gaben unsere Bestellung bei einem anderen jungen Mann auf, dann kam der erste an den Tisch. Die folgende Unterhaltung war eine der seltsamsten, an die ich mich erinnern kann:

Zunächst erklärte er uns, dass sein Restaurant für Feiern in geschlossenen Gesellschaften nicht geeignet sei und dass er das auch nicht will. Wenn man eine geschlossene Gesellschaft haben möchte, empfahl er das Restaurant Luise im Hotel Angels, wies aber gleich auch darauf hin, dass man dort für diesen Service extra bezahlen müsse. Ich versicherte ihm, dass ich lieber hier bei ihm bleiben würde, nicht zuletzt auch wegen der Preise und der Art der Speisekarte. Wir hatten vor, die Speisekarte abzuschreiben, ein paar Sachen wegzulassen – vor allem natürlich die Preise.

Dann sprachen wir über die Umverteilung der vorhandenen Tische und Stühle. Er sprach von einem langen Tisch an der Fensterseite, aber der würde den Mittelgang extrem reduzieren. Während des Essens malten wir auf einem mitgebrachten Zettel auf, wie wir uns die Umverteilung vorstellten, sodass wir unsere 48 Zusagen alle unterbringen würden.

Danach kam er wieder zu uns, und wir erfuhren, dass alle unsere Überlegungen Makulatur waren. Die beiden nicht runden Vierertische an der Fensterseite konnte man zwar drehen und zu einem langen Tisch zusammenschieben, aber das Hinzufügen eines weiteren Vierertisches zu einem langen Tisch für dann doch 14 Personen war nicht möglich, weil - so sagte er - er ja dann einen anderen Tisch irgendwo anders aus dem Restaurant herbei holen müsse. An einem Samstagabend sei das gar nicht möglich.

Überhaupt der Samstagabend, das schien sein größtes Problem zu sein. Denn am Samstagabend scheint es hier im Restaurant sehr voll zu sein. 250 Plätze stehen zur Verfügung, und die wären immer stark belegt. Später machte er dann die Bemerkung, dass er an einem Samstagabend alle Plätze dreimal belegen und bewirtschaften könnte.

Überhaupt hegte er starken Zweifel daran, dass unsere 48 Zusagen auch wirklich alle kommen würden. Er bot eine Wette über eine Flasche Wein ein, die er sicher gewinnen würde, weil hundertpro Absagen kommen würden.

Gleichzeitig sagte er, wenn so viele Absagen kämen, dass im Raum ein Tisch nicht besetzt würde, würde er ihn mit anderen Gästen besetzen. Das erzeugte bei uns fragende Blicke. Ich fragte mich, ob er das Prinzip einer Geburtstagsgesellschaft nicht verstanden hatte. Ich hatte den Eindruck, er meinte, ich würde meine Gäste um 18 Uhr zum Abendessen einladen und wir würden nach 2 Stunden wieder gehen. Ich hatte ihn zwar erklärt, dass ich jemanden organisiert habe, der ein einstündiges Programm mit Liedern und Texten aus Amerika vortragen würde; den wollte er an der einen Wand auf engstem Raum unterbringen.

Wir bezahlten – das Essen war vorzüglich - und gingen. Meine Frau merkte, dass mir etwas nicht gefiel. Sie meinte, das stünden wir schon durch, aber ich sagte ihr, ich kann doch nicht den Geburtstag ansteuern und hoffen, dass jemand, der zugesagt hat, plötzlich wieder absagt.

Ich kann in Teilen nachvollziehen, was er uns da erzählt hat; was ich nicht nachvollziehen kann, ist, wieso wir davon erst 3 Wochen vorher und durch Zufall erfahren. Warum man uns nicht schon bei der Bestellung im Januar auf die starke Frequentierung am Samstag hingewiesen hatte? Dann hätte ich mir wohl überlegt, an meinem Geburtstag abends dorthin zu gehen. Ein paar meiner Gäste wären zwar nicht gekommen, aber wir wären dort oben gut untergekommen, weil montags nicht so viel los ist. Und ich war ja nicht einmal dort zum Nachfragen, sondern mindestens zweimal.

Was mich allerdings am meisten gestört hat, war das kompromisslose Auftreten, das der junge Mann da an den Tag legte. Ich hatte den Eindruck, er wäre uns am liebsten losgeworden. Nun, das ist ihm gelungen.

Im Nachhinein haben wir uns eine andere Lokalität besorgt, und ich habe am Montagnachmittag unsere Bestellung im Restaurant am St. Wendeler Südrand storniert. Rückfragen dazu habe ich keine erhalten. Aber auch keine erwartet. Schade.

Alsfassen am 11. Februar 2023.

Roland Geiger

Historische Forschungen · Roland Geiger · Alsfassener Straße 17 · 66606 St. Wendel · Telefon: 0 68 51 / 31 66
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