Schriftzug
19. Jahrhundert -> 14.01.1819 Den Erde=Sarg bey der Kirchenthüre betr.

St. Wendel am 14. Jan. 1819

 

Der Pastor an die Herzogl. Ober=Bürgermeisterey daselbst

 

Erde=Sarg bey der Kirchenthüre betr.

 

Die Herzogliche Ober=Bürgermeisterey hat dem Maurer=Meister, Wenzelslaus Eichler, von hier mit seiner, sieben Gulden betragenden, Rechnung über den, bey dem Seiten=Eingang der hiesigen Kirche gesetzten, steinernen Sarg, bestimmt für die, bey Verrichtung der Beerdigungs=Ceremonien erforderliche, geweihte Erde, an die hiesige Pfarrey gewiesen.

 

Jener Sarg ist aus der Ursache nothwendig geworden, weil die  Pfarrei im strengsten Sinne des Wortes, d.h., nicht der Pfarrer,  als Vorsteher derselben, sondern das gesammte Kirchspiel von St.  Wendel, unter der Leitung der Herzog. Ober=Bürgermeisterey den Gottesacker auf eine solche Entfernung verlegt hat, daß der Pfarrer sich genöthigt sah, die Beerdigungs=Ceremonie bey der Kirche vorzunehmen. Gleichwie also das Kirchspiel die Kosten der Verlegung des Gottesackers trägt,  so muß dasselbe auch diejenigen Kosten tragen, die eine Folge jener Verlegung sind. Hiervon überzeugt hat auch der Ober=Bürgermeisterey  Adjunkt, Herr Demuth, nicht nur bey dem vorerwähnten MaurerMeister den Sarg, sondern auch bei dem Schreiner, Johann Steininger, den Deckel, und bey dem  Schlosser, Ruf, den Beschlag und eine kleine Schaufel bestellt, mit der Weisung, diese Arbeit so zu fertigen, wie der Pfarrer es anordnen würde. Die nämliche Bewandtniß hat es auch mit den, von Steininger gefertigten, holzernen Kreuzen bey der Weihe des Gottesackers. In diesem Sinne also wäre die erwähnte Anweisung  an die Pfarrey, d.h. an den Empfänger der Pfarrey=Gelder für den neuen Gottesacker, ganz in ihrer Ordnung.

 

Da aber die herzogliche Oberbürgermeisterey wirklich die hiesige Kirchenfabrik im Sinne zu haben scheint; so wird es genug seyn, nebst dem Obigen, zu bemerken, dass jener Sarg mit Zugehör wieder ein Theil noch ein Bedürfniß des Kirchengebäudes oder des kirchlichen Gottesdienstes, sondern der Pfarrgenossen ist, und daß die Kirche gar keinen Vortheil daran hat. Die Pfarrgenossen müßen die Erde darstellen, womit der Geistliche sie bedeckt, und ihm die Schaufel in die Hand geben!

 

Endlich wird bemerkt, dass die vorberührte Schlosser= Arbeit noch nicht gefertigt ist, und die Herzogl. Ober=Bürgermeisterey höflichst ersucht, die selbe auf Kosten des Kirchspiels gefälligst besorgen lassen zu wollen und gegenwärtige Bemerkungen allenfalls als Rechtfertigung der, aus der Gottes=Ackerskasse gemachten Auslagen anzusehen.

 

Mit besonderer Hochachtung

M. Feilen

 

Quelle: Stadtarchiv St. Wendel, C1-70, Seite 263.

 

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