Der Polenkönig Stanislaus Leszczynski, von 1714 bis 1718 Gast in der Residenz Zweibrücken, kündigte im Januar 1716 einen Besuch der katholischen Pfarrkirche an. Dabei wollte er sich neben der Reliquie des hl. Wendalinus auch den Kirchenschatz, bestehend aus Monstranzen, Kelchen usw., anschauen. Am Vorabend des Besuches brachte Pastor Stackler deshalb den gesamten Kirchenschatz aus der Güldenkammer im nordwestlichen Turm hinunter in die Sakristei. In der Nacht brachen Diebe durch ein Fenster der Sakristei ein und entwendeten einen Großteil des Schatzes. Der Diebstahl wurde nie aufgeklärt.
Aus der Kirchenrechnung des Abrechungsjahres 1715-1716
(die Währung ist Gulden - Alb - Denar)
Item sechß personen, so zwey tagh den Kirchen
räuberen nachgesetzen, geben 0-21-0
Noch in Zwey mahlen etliche dreißig
man deß Wegen ausgeschickt Umb
nächtlich zu patrolliren wie auch
etliche tagh zu gebracht geben 3-16-4
dem Italiener [Vacano] vor kugelen Undt
pulffer zahlt 1-15-0
Item an eisen Vor Tralgen an die Sacristey
finstern 52 ¼ pfund jedes 2 alb 4-8-0
Nicklaß schwan nacher Keyßerßlautern ge
schickt, Umb die dieb wegen der Kirchen Sachen zu
exemmeniren zu lohn 2-0-0
Item H. Dautzenberger nacher schwartzen
acker geschickt auf kundschafft
der Verohrenem kirchen schatz Ihme
auß befelch H. Pastor und H.
Dhame geben 3-0-0
Noch auß obigem befelch leonard
Hallauer, deß wegen auff Zwey=
brücken geschickt dießfahlß
5 tag außgeblieben Ihme
mit geben 8-1-4
(117)
Nachforschung über die Verlohrne Kirchen
Sachen von St Vendel geschehen d 12 Jan: 1716 geschehen
heimlich zu Bettingen.
Des Nachts bin Ich umb 6 Uhren nacher
Betting kommen, Und alsobaldt lassen aucher
dahin hanß Peter Balthes Einen Müller zu primbs=
willer graffischer dachsstuhler Herrschaft, undt
Ihnen befragt, ob solcher Verlohrne undt ge=
fundenen Sachen keine Wißenschaft hatte, Welcher
ohngeZwungen in gegenwarth Peter Enkrich
Eines Trierischen EinsPännigers Nicolai
didié Von Bettingen undt seiner Haußfraw
bekennet; Er habe Von Johannes Oster
von Hittersdorff vernomen, daß Von
dem Salmenfanger Matthes Mohr Zu
pupprich ein fisch gefangen worden, der wohl
über hundert doublonen werth seye; Mein
antwortete Er Johannes Oster was wahre
doch daß Vor ein fisch von solchem hab Ich nie=
mahle gehöhret; Es ware ein solcher
Wiedersetzte der Matthes Mohr, dabey
etliche bilder waren. Nemblich Es seyen
die Zigeuner komen, als Er auff die
Salme lauerte, tragend einen kupffern
Kesser in Einer stang, solche heimlich am
Wasser verborgen und davon gangen(.) nach
deren abweichung seye Er Matthes Mohr
hinzugangen den Kessel Erhoben, und
seye daringeweß allerhand bildern.
2°. solchen Kessel habe Er seinem Vatter
nach hauß getragen, so Ihn aber mit dem
Kessel nach dessen besichtigung, hab wollen
zum Hauß hinaus Jagen, mit diesem
ausgestossenen trew worthe, Er solle sich
mit solche Sachen Zum Hauß hinaus schehren.
(118)
Nach diesem seye der Vatter selbsten mit
der Salmen gabel auff die platz gangen
allwo Er den kessel gefunden, undt gesehen,
daß unter den Zigeunern ein über
auß großer Tumult, und Verstöhrung
undt alsobald der ausbruch geschehen;
Undt deswegen zurückkehrend den
Kessel in Verwahr genommen, auch mehr
darein befunden als Er selbsten zum
Ersten darein gesehen.
3° Bezeuget der Müller daß Einer
Von den Ziegeunern über drey Tag Zu=
rückkommen ins Meyershauß zue prims-
weiller, und die Meyers befragt
ob nit ein kessel gefunden worden, Und Zwar
mit Zweiffel auff den obged. Müller, welchen
kessel ihr Obristen gar sehr bedawre.
Welchem die Müllers geantwortet, der
Müller habe nichts vom Kessel, noch waß
darin geweßen; sondern der Kessel seye
würcklich auff die andere seith der
primbs schwommen, und nehmen sie wunders,
daß die Obriste so groses Leydt tragen
Umb eine Kupfer Kesseltrage. Da-
rauf wiedersetzte der Ziegeuner Es
wäre Ihm nicht um den Kessel Zu thun
es wäre etwas darin, daß Er
ungern entbehre. Undt also seine
Ausred der Müller beschlossen.
3. Ist in selbiger Nacht Johannes
Oster Von Hüttersdorff Nach Bettingen
beruffen worden Undt in gegenwarth
Obiger Zeugen auch des Mullers be-
fragt worden
Ob von dieser Obigen aussag
des Müllers Und des fischfangs keine
(119)
hat Peter der Müller zu Brimswiller d 13 Jan 1715
grafischer dachsstuhlischer Herrschaft berichten nacher
Bettingen bekennt frey öffentlich (***) daß Er von
Johannes Oster von Hittersdorf vernommen,
daß <s>Ein Fischer</s> von <s>gemeltem Hittersdorf</s> (Einschub "<s>bupprich Mathes </s>Mohr) einen
<s>treyssig fisch gefangen</s> (Einschub "sich berehmet"), Nemblich es seyen die
Ziegeuner <s>des Nachts</s> kommen, als <s>Er</s> (Einschub: die Fischer) auf
die Salmen lauerte, tragend einen
Kessel in einer Stang, solche ins Wasser
gelassen, nach deren Abweichung Er (Einschub: die Fischer) hinZugangen
den Kessel erhoben und seyn darin ge-
wesen allerhand bilder.
(Einschub *** als Randvermerk:
"in gegenwarth Peter Enkrich
Nicolaus didié und seiner haußfraw
von den Salmenfängern, zu pupprich.
Er hatte ein Fisch gefangen der wohl hun-
der Doublonen wehrt, Mein Antwort
dar über, was war das vor ein fisch
Einschub: Von solchen Salmen hab niemahls gehört
<s>und solche d___sche als Bildern bey wonen</s>
Einschub: es war ein solcher Versetzte Er
da Bilder bey wahren.)
2. solche habe er seinem Vatter nach (****)
Haus getragen Er ihn aber mit dem Kessel
habe wollen Zum Haus hinaus Jagen
(Einschub *** als Randvermerk:
nach Beschawung dieses
mit Verantworthliche habe sich mit
solcher sachen zum Teiffel scheren.
Nach diesem ist der Vatter seblst
mit den Salmen gabel auf den
benannten platz gangen, und gesehen,
d unter den Ziegäuern ein
über auß großer Tumuld undt
Verstöhrung und alsobaldt der
ausbruch geschen, und deßwegen
Zurück kehrend der kessel
in Verwahr genommen, auch
Mehr dar rein befunden, als er
selbsten Zum Ersten gesehen)
3. ist dieser Johannes Oster von Hüttersdorf
berufen worden, welcher befragt ob
von dieser Sach bisherheßt (?) haben, Zwar
bekennet daß Ihme selbiger Matheiß Mohr
(Einschub: auf der Herren von der Motte Felder)
von dem Fischfang der Kinder _ort geben
aber über etliche tag darüber Von
ihm befragt, geläugnet und Ver-
melden, es wäre nichts an der Sach;
solches aber alles hat Er in höchster
Bestürzung geredet alle augenblick
die Farbe verändert, undt hat man
Ihme seine ängstigung auß den
augen abgegesehen.
4. Bezeuget der Müller, daß Einer von
den Ziegeuner über etliche Tag
(120)
(ins Meyershaus Zu primswiller ____ den Meyers gefragt)
zurück ins Dorf kommen, <s>zu frag</s>
ob nit ein Kessel gefunden worden, und zwarn
mit Zweiffel auf obged. Müller, welchen
Ich obristen gar sehr bedaure (*****), nicht wegen
des Kessels, sondern wegen desse, so darin ge-
wesen.
(Einschub ***** als Randvermerk:
welchem die Müllers geant-
wortet der Müller selbe nichts
Von dem Kessel noch was drin
war, sondern der Kessel seye
würcklich auf anderseith der
primbs kommen -----Und wäre
Wunders daß der Oberste so
groses Leith drage Umb einen
Kupfer Kessel, darauf ant-
wortete der Ziegeuner, Es
wäre ihm nicht nicht um den Kessel
Zuthun, sondern es wäre,
was im Kessel, daß Er un-
gern Verliehre.)
5. Bezeuget Ein anderer Es waren im Kessel
drey oder fier Kelch, und eben
so viel <s>hätt</s> seint <s>unserer Kirch</s> verlohren
It(em) seye darin ein Kopf- und Brust-
stück, aber Zusammengeschlagen; Jt. eine
Monstrantz auch Zusammen geschlagen
welches alles in dem Verlust sich befindet.
6. Von dem FischZug hat gemelter Kerl
mehreres erzählet Nemblich
ackermann
6. Wilhelm von pupprich ein
Hagenscher unterthan beZeuget eben
messig, d. Johann Matthes Mohr
selbst freywillig bekennet, daß
Er den Kessel <s>gefind</s> unten
am ge(m)eld. Platz gefunden, welches
Claudius didie, Peter Ludwig und
der Müller selbsten Ihme haben erzehlt ge-
habt.
Quelle: Pfarrarchiv St. Wendel, B3, Seiten 117-120