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Wie wir gelesen haben, sind bei dem Verkauf an Wendel Altmeyer im Jahre 1909 die Wirtschaftsgebäude ? also Stall und Scheune ? bei den Jochems geblieben. Es ist allerdings kein Wunder, daß Altmeyer sie nicht haben wollte. Im April 1906 verlangte die Stadtverwaltung von Emil Jochem, er möge den Platz, auf dem früher seine niedergebrannten Oekonomiegebäude standen und der jetzt von der in der Umgebung wohnenden Jugend als "Tummelstätte" benutzt wird, mit einer Mauer abzäunen. Anlaß dazu war, daß am Vortag ein Sohn des Handelsmanns Sender beinahe in der Jauchegrube ertrunken wäre. Nach einigem Hin und Her nebst bösen Schreiben an die Stadtverwaltung bis gar zur ? wenn auch nutzlosen - Einschaltung eines Rechtsanwaltes ließ Jochem die geforderte Mauer errichten.

 

Das Feuer, von dem die Rede war, geschah am 22. August 1905. Einen Tag später lesen wir in der örtlichen Nahe-Blies-Zeitung:

 

"St. Wendel, 23. August 1905.

Ein größeres Schadenfeuer brach gestern Mittag kurz nach 1 Uhr in dem E. Jochem'schen, von den Patres übernommenen Stall- und Scheunengebäude in der Brühlstraße aus. Durch die reichen Heu- und Strohvorräte genährt, schlug die Flamme haushoch über die Dächer der Nachbarhäuser und bedrohte diese in gefährlicher Weise. Die schnell herbeigeeilte städtische Feuerwehr wie auch die Feuerwehr der Eisenbahnwerkstätte hatten eine mühsame Arbeit, das verzehrende Element von diesen abzuhalten, was auch gelang. Die ergriffene Scheune und der Stall, aus welchen etwa 20 Kühe mit Mühe entfernt worden waren, brannten bis auf die Mauern nieder. Erst gegen Mitternach konnte man die Gefahr der Weiterverbreitung als beseitigt ansehen."

 

Haben Sie es bemerkt? Das Gebäude gehörte zwar Jochem, war aber an die "Patres" verpachtet worden. Das heißt, die Steyler Missionare hatten mit den Jochems einen entsprechenden Vertrag abgeschlossen, von dem heute niemand mehr etwas weiß. Das deutet aber auch darauf hin, daß das Oekonomiegebäude schon länger nicht mehr so genutzt wurde wie noch 100 Jahre zuvor. Die Zeit des Gasthofs " Zum goldenen Engel" war vorbei.

 

Im Jahre 1911 wohnten die beiden noch lebenden Jochem-Geschwister Amalie und Johann Emil dann auch nicht mehr in der Brühl-, sondern in der Mommstraße. Pardon, die korrekte Anschrift war natürlich "Alleestraße 15". Das Gelände in der Brühlstraße lag brach.

 

Tatsächlich haben wir aus dieser Zeit ein Foto des Geländes, aufgenommen aus einem Zeppelin, der im Sommer 1914 über St. Wendel erschienen war.

 

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