Schriftzug

Remmesweiler, Ölmühle Klein

 

Hans Klaus Schmitt, St. Wendel, hat in den in den Jahren 1485 und 1512 geführten Zunftbüchern der St. Wendeler Schuhmacher- und Gerberzunft Mitglieder aus Remmesweiler verzeichnet gefunden. Ob diese Männer Schuhmacher oder Gerber oder nur unverbindliche Zunftmitglieder waren, konnte Sch. nicht einwandfrei feststellen. Nachweislich waren in Remmesweiler zwei Gerbereien, die eine unterhalb der Kiesmühle, die andere mußte 1818-1819 der Ölmühle wei­chen. Aus familienkundlichen Urkunden geht hervor, daß im Jahre 1806 noch die eine Gerberei betrieben wurde. Außerdem wird in einer Statistik des Jahres 1812 noch ein Gerber genannt.

 

Wie schon erwähnt, mußte die eine Gerberei der von den Gebrüdern Klein 1818-1819 erbauten Ölmühle weichen. Diese, 1923 abgebrochene Ölmühle stand im Untereck, abseits der Dorfstraße, neben dem Hause Jak. Schäfer (Glarersch). Um den Bau dieser Mühle wurde wegen des Wasserrechts ein. sehr kostspieliger Prozeß geführt. Die diesbezüglichen Gerichtsakten schloß der Gerichtsschreiber mit einem lehrreichen Refrain, der dem Leser nicht vorenthalten werden soll:

 

„Hier folgen die Papiere, welche uns anvertraut,

Darin zu ersehen, wie eine Ölmühle wird erbaut.

Unter stetem Zank und Zwietracht wurde dieses Mühlwerk fein ausgemacht.

Doch einmal wurd' es vom Gericht gesprochen,

daß dies Werk sollt' werden abgebrochen.

Das Recht hat aber eine goldne Nas',

drum leset einmal diesen Spaß:

 Zwei Männer gingen ganz kurios fast täglich auf St. Wendel los,

und glaubten, durch ihr Geld gewönnen sie die ganze Welt. Allein zwei andere Mühlenbauer

waren dort manchmal traurige Zuschauer.

Nun aber sind sie alle ganz erfreut, weil ein Encr hat aller Streit. Jawohl, jetzend ist alles aus, keiner will mehr solchen Schmaus. Dorten hat man oft gesessen, hat fast Leib und Seer vergessen. Endlich wurden sie alle gescheit, und sahen ein, was tat der Neid,

der jetzt verursacht einen ewigen Verdruß,

zu sehen, daß alles so gehen muß. Moral: Des Nächsten Haus begehre nie,

auch nicht sein Weib, Magd oder Vieh.

Gönne ihm sein Glück, sei ihm nicht Neid,

wenn Gottes Segen ihn erfreut."

 

Quelle: Heimatbuch Remmesweiler 1956, Seite 74, eingesehen im Stadtarchiv St. Wendel

 

siehe auch: Staatsarchiv Coburg, MinR ___

 

-------------------------------

 

Der Bauernhof, zu dem die Kleinsmühle gehörte, steht mitten im Ort Remmesweiler (heute Urexweilerstraße 7) und wurde um 1807 Johann Leonhard Klein erbaut (Bei dem Haus handelt es sich um das Elternhaus des bekannten und eifrigen Heimatforschers Alfred Klein, der in den 1970ern bei einem Flugzeugabsturz ums Leben kam). Er war der Vater von Valentin Klein, der in einem kleinen Anbau 1857 hier eine Ölmühle betrieb, die im Mühlenkataster von 1857 "die Kleinsmühle" genannt wurde (Im Familienbuch Remmesweiler finden sich auf Seite 334 recht interessante Details zum Haus, aber die Kleinsmühle ist dort völlig unbekannt. Im Urhandriß von 1843 ist zwar der Mühlenteich eingetragen, nicht aber das Wasserrad und damit auch nicht die Mühle. (Mein besonderer Dank gilt Herrn Köbele vom Archiv des Katasteramts St. Wendel für seine Unterstützung bei der Suche im Urhandriß).). Der Betrieb lief aber vermutlich nicht sehr lange und mehr schlecht als recht. Das lag aber vermutlich weniger am Betreiber als vielmehr an der bescheidenen Wasserkraft. Die Ölmühle besaß nur ein Wasserrad, das unterschlächtig mittels eines Grabens sein Betriebswasser aus dem Furtbach erhielt. Allerdings trocknete der Bach im Sommer in der Regel fast ganz aus, so daß der Mühlenbetrieb zwischen Johanni und Michaeli (Johanni und Michaeli gehören neben Ostern und Weihnachten zu den vier großen christlichen Jahresfesten. Ihr Datum lehnt die vier markanten Punkte des Sonnenlaufes innerhalb eines Jahres an: Weihnachten an die Wintersonnenwende, Ostern an die Frühlingstagundnachtgleiche, Johanni an die Sommersonnenwende und Michaeli an die Herbsttagundnachtgleiche. Diese Tage, die wie ein Kreuz im Jahreslauf liegen, werden auch als das "Jahresfestekreuz" bezeichnet. Im Leben unserer Vorfahren waren es fixe Größen, feststehende Termine, an denen sich ihr Leben und ihre Arbeit orientierte.) meistens ganz eingestellt wurde. Zur Verstärkung des Betriebswassers wurde ein hölzerner Kanal angelegt, der nordwestlich der Mühle aus dem Furtbach Wasser herbeiführen solle; aber wenn der Furtbach kein Wasser führte, nutzte auch der zusätzliche Kanal nicht viel. Das führte dann fast zwangsläufig dazu, daß sich die Mühle 1857 in einem schlechten Zustand befand und vermutlich kurze Zeit später aufgegeben wurde.

 

 

Historische Forschungen · Roland Geiger · Alsfassener Straße 17 · 66606 St. Wendel · Telefon: 0 68 51 / 31 66
E-Mail:  alsfassen(at)web.de  (c)2009 hfrg.de

Diese Website durchsuchen

Suchen & Finden  
erweiterte Suche