Schriftzug
19. Jahrhundert -> Die Häuser in Alsfassen bis 1843

Die Häuser in Alsfassen bis 1843

(Recherchestand: 2004)

 

Die älteste Karte, die Alsfassen und Breiten im Detail zeigt, wurde im Jahre 1829 von dem Geometer Schmoll genannt Eisenwerth auf Basis einer älteren Vorlage aus dem Jahre 1788 angefertigt. 1788 führte der Geometer Röhn aus Wolfersweiler eine Neuvermessung des gemeinsamen Bannes von Alsfassen, Breiten und St. Wendel durch und fertigte dazu ein Kartenwerk an, das sich aber nicht erhalten hat, eben diese Vorlage. Schmolls "Specialcharte" besteht aus 56 einzelnen Kartenblättern, "Tabell" genannt, die im Format von ungefähr A2 zu einem Band zusammengefaßt sind [Stadtarchiv St. Wendel, B 102].

 

Alle Kartenblätter zusammen zeigen den gemeinsamen Gemeindebann von Alsfassen, Breiten und St. Wendel, - also sowohl den Bezirk, in dem die Häuser stehen, als auch den, in dem die unbebauten Grundstücke liegen. Eine Eigentümlichkeit bildet die Stadt St. Wendel, denn sie liegt in einem eigenen Bezirk, der nicht zum gemeinsamen Gemeinde-Bann gehört [der reine Dorfbann von St. Wendel wird auf einer eigenen Karte dargestellt, deren Original nicht mehr vorhanden ist. Kopien dieses Plans liegen ohne Signatur im St. Wendeler Stadtarchiv. Der Plan muß etwa auf 1788 datiert werden; siehe auch A199 am gleichen Ort.].

 

Das äußert sich so: Ein Haus in Alsfassen liegt auf dem Grundstück seines Eigentümers und im Alsfassener Dorfbezirk, gleichzeitig auf dem Gemeindebann. Genauso geht es einem Haus in Breiten. Ein Haus innerhalb der Stadtmauern aber liegt im St. Wendeler Stadtbezirk und auf St. Wendeler Gemeinde-Bann, also nicht auf dem gemeinsamen Gemeindebann von Alsfassen, Breiten und St. Wendel.

 

Zusätzlich zu seiner Karte fertigte Röhn 1788 sog. "Lagerbücher" an, in denen die einzelnen Parzellen, die mit einer laufenden Nummer versehen waren, der Reihe nach fortlaufend erfaßt wurden. Die Eintragungen erfolgten auf vorgedruckten Formularen. In der obersten Zeile finden sich Angaben über die Nutzungsarten der danach beschriebenen Parzellen, z.B. "Haußplätze & Gärten in dem Dorff Alzfassen", darunter die Spaltenbezeichnungen und zusätzlich der damals gebräuchliche Flurname.

 

 

Die Spalten enthalten folgende Daten:

 

=> No der Charte

Leider ist die Originalkarte von Röhn nicht mehr vorhanden, jedoch stimmen die Parzellennummern der Schmoll'schen Kopie mit denen m Lagerbuch überein.

=> Morgenmasung, M. V. R. S.

Die Angaben in dieser Spalte sind Flächenwerte, angefangen mit "Morgen" über "Viertel" (eines Morgens) bis zu (Nürnberger) "Ruthen" und deren Einteilung in "Schuh". [Pfarrarchiv St. Wendel, D1, folio 2: "Der Morgen enthaltet 160. Ruthen. Eine Ruth 16 Nürrenberger. Schuhe, wie solcher seiner Länge nach samt dem Maaßstaab angeführet worden."]

=> Classe

Gebäude werden allgemein nicht bewertet; Gärten meistens mit 2 oder 3.

 

=> Allgemeine Angaben

Hier sind vielfältige Angaben enthalten:

1. die Nutzungsart, z.B. Haus, Wohnhaus, Scheune, Garten, Wiese

2. die Form des Grundstücks und die Länge seiner Grenzen, angegeben in Nürnberger Ruthen und Schu (1 Nürnberger Ruthe = 16 Schu; 1 Schu = 30,35 cm).

3. seine Anlieger (vorn, hinten, oben, unten), entweder in Form von Parzellennummern oder Namen der anliegenden Eigentümer

4. der momentane Eigentümer, ggf. die Größe seines Anteils an der Parzelle. Bei diversen Untersuchungen habe ich festgestellt, daß verschiedene Einträge fortgeführt wurden, d.h. anhand der gestrichenen und überschriebenen Namen kann ich die Reihenfolge der Eigentümer feststellen - sofern mir ihre familienkundlichen Daten vorliegen. "modo" beispielsweise deutet auf ein verwandtschaftliches Verhältnis zwischen der Person des letzten Eintrags und dem nächstfolgenden hin; wobei selbiges nicht immer so leicht zu ermitteln ist, bisweilen auch überhaupt nicht.

 

Röhn betitelte seine Aufstellung "Lager Buch über die im St Wendler Bann gelegene Dörffer Alsfassen und Breiten wie auch Gärten und Wiesen Von No 1 bis 1500, Gefertiget im Jahr 1788 durch P: E: Röhn". Analog dazu gibt es noch einen zweiten Folianten [Stadtarchiv St. Wendel, B 93], der die Parzellennummern von 1500 bis 2626 behandelt.

 

Röhns Karte und Lagerbücher bilden die Basis für die folgenden Häuserdaten. Allerdings gibt es zwischen ihrer Entstehung und dem Zusammenschluß von 1859 noch ein weiteres Kartenwerk, daß Aufschlüsse über die Häuser und Einwohner dieser Gebiete gibt, das preußische Urkataster von 1843. In diesem Jahr wurde der gesamte St. Wendeler Bann neu vermessen. Die bisherigen Fluren, jetzt Gewanne genannt, werden zu größeren Einheiten zusammengefaßt und ebenfalls "Flur" genannt. Sie werden nicht mit Namen, sondern mit fortlaufenden Ziffern benannt, in St. Wendel von 1 bis 27. Die Gewanne selbst spielen in der preußischen Vermessung keine Rolle mehr. Fluren werden unmittelbar auf die Parzellen heruntergebrochen, die jetzt Flurstück heißen und mit einer Nummer bezeichnet werden. Diese ersten Vermessungen von 1843 finden wir im Archiv des Landesamtes für Kataster-, Vermessungs- und Kartenwesen in St. Wendel (alte Bezeichnung: Katasteramt) in den sog. "Urhandrissen" wieder.

 

Die Ortsbänne von Alsfassen und Breiten liegen auf Flur 22. Die Grenzen dieser Flur haben sich seit der Entstehung 1843 nur unwesentlich verändert.

 

Flur 22

 

Beginnend an der Felsenmühle orientiert sich die Flurgrenze am ehemaligen Mühlenteich, der von der Dammera zur Felsenmühle führt, und folgt ihm bis in Höhe des Tunnels unter der Eisenbahn nach Tholey in der Gewann "Mühlwies". Dort durchquert sie dieselbe nach Westen und trifft auf den Zusammenfluß von Johannisbach und Blies. Sie folgt dem Johannisbach bis zur Alsfassener Straße und dieser Richtung Bliesen bis zur Einmündung "Am Lanzenberg". Sie überquert die Straße nach Südwesten, den Johanisbach und die dahinter liegenden Wiese und zieht mit einem eckigen Ausrutscher nach Osten zwischen den beiden Häusern Gründchen 22 und 24 hindurch. Am Haus Gründchen 19 biegt sie nach Südosten hinauf zur Dudweilerstraße, quert diese und knickt hinter dem Haus Dudweilerstraße 11 nach Westen bis hinter das Haus Merziger Straße 16. Parallel zur Völkinger Straße, aber hinter den Häusern, bewegt sie sich unterhalb des Spielplatzes vorbei zur St. Ingberter Straße und diese hinauf bis zu ihrer Einmündung in die Dillinger Straße. Dieser folgt sie nach Westen und knickt zwischen den Häusern Dillinger Straße 37 und 39 nach Süden. Zwischen den Häusern Danziger Straße 32 und 30 kommt sie raus, überquert die Danziger Straße und verschwindet gegenüber zwischen den Häusern 43 und 41 weiter nach Süden. Sie bewegt sich am West- und Südrand des Sportplatzes und dann entlang der Straße "Auf der Pitschwiese", biegt in die Bungertstraße ein und folgt dieser über die Breitener Straße hinweg bis zum Haus 32. Dahinter biegt sie nach Osten ab. Die ehemalige Tankstelle schließt sie ein, das Haus St. Annenstraße 21 läßt sie außerhalb liegen. Sie durchbohrt die Häuser St. Annenstraße 34 und 36 auf der Grundstücksgrenze, zieht durch das Bliestal zum Bahndamm, die Neumühle einschließend. Entlang des Bahndamms bewegt sie sich nach Norden zur Brücke über die Kelsweilerstraße, wo wir sie gleich noch einmal treffen werden. Auf der anderen Seite des Bahndammes reicht sie bis hinunter zum Neumühlenweg, diesen hinauf bis zur Kelsweilerstraße und an deren rechten Rand wieder zurück zur Brücke, das alte "Tivoli" und die Häuser auf dem Gudesberg ausschließend. Und schon sind wir wieder an der Felsenmühle.

 

[Vielen Dank an Bertold Köbele, Vermessungstechniker im ehemaligen LKVK (Landesamt für Kataster-, Vermessungs- und Kartenwesen) St. Wendel, und seine Kollegen, die mich bei meinen Forschungen stets unterstützten und sich nicht scheuten, ihre Erklärungen ein zweites oder drittes Mal zu wiederholen, bis ich es endlich verstanden hatte.]

 

Im Urhandriß sind nHäHH

eben den reinen Vermessungsdaten in preußischen Ruthen Wohnhäuser und Wirtschaftsgebäude anhand der Farbgebung unterscheidbar (Wohngebäude sind gemeinhin rot dargestellt), außerdem ist der jeweilige Eigentümer eingetragen.

 

Da die Röhn'schen Lagerbücher wesentlich mehr Daten enthalten als die Urhandrisse, lege ich meiner Liste der Häuser, die noch im alten Alsfassen standen oder zumindest gebaut wurden, als erstes den Röhn zugrunde. Um aber die nach 1788 und vor 1843 erbauten Häuser zu erfassen, werden zusätzlich die Urhandrisse zu Rate gezogen.

 

Wenden wir uns nun dem ersten Kartenblatt der Schmoll'schen Kopie zu, das Alsfassen zeigt.

 

TABELL I - der Dorfbann von Alsfassen

 

Er ist - wie auch der von Breiten - für heutige Verhältnisse sehr eng gefaßt, was natürlich an der starken Ausdehnung beider Orte in den letzten fast 230 Jahren liegt. An seiner generellen Struktur innerhalb dieser Grenzen hat sich in dieser Zeit wenig verändert, d.h. der Verlauf der Wege ist - bis auf eine Aufnahme - genau derselbe geblieben. Dominierend ist der "Weg von St. Wendel nach Bliesen", die heutige Alsfassener Straße, der zunächst von der Schulstraße, dann vom Gäßchen, vom Mühlwiesgäßchen und vom Falkenbösch berührt wird. Auch die Verbindung zwischen Falkenbösch und Schulstraße, der Hügel, ist in ihrer heutigen Form zu sehen. Doch hier gibt es auch gleich die Ausnahme. Während die Straße heute unterhalb des Anwesens Pack, Auf dem Hügel 3, in einer Kurve hinunter in die Schulstraße führt, teilte sie sich damals an dieser Stelle, und ein Arm führt über das heute ehemalige Spritzenhaus hinweg durch die dahinterliegenden Gärten, bis er oberhalb der heutigen Schule in die Schulstraße führte.

 

Es folgt eine Aufzählung der einzelnen Flurnamen mit den darin stehenden Gebäuden von 1788, ergänzt um zusätzlichen Häuser im Urhandriß von 1843 (sie wurden in der Zwischenzeit errichtet). Die Häuser werden wie folgt beschrieben:

=> heutige Adresse (2004)

=> Parzellennummer lt. Röhn (1788)

=> Parzellenbeschreibung lt. Röhn

=> kurze Geschichte des Hauses nach derzeitigem Erkenntnisstand)

 

Schopgarten

 

"Schopgarten" ist das Gelände östlich der Alsfassener Straße und südlich des Mühlwiesgäßchens. Hier stehen die Häuser auf den Parzellen 1, 2, 3, 17, 18, 19, 22 und 23. Der Urhandriß von 1843 kennt den alten Flurnamen "cShopgarten" nicht mehr; jetzt gilt der nach unten bis zur Blies reichende Flurname "Grümeter".

 

Gleich das erste Gebäude kommt 1840 hinzu:

 

Alsfassener Straße 10 "Sibbmichels"

1843: Nr. 568

Wohnhaus mit Scheune und Stall

Eigentümer: Wendel Schmitt Wittib

 

Michel Schmitt aus dem Nachbarhaus Alsfassener Straße 12 beginnt 1840 mit dem Bau dieses Hauses. Am 23.09.1841 verunglückt er auf der Baustelle tödlich. Sein Sohn Wendel Schmitt vollendet den Bau. Das Haus ist von vorne herein als Gaststätte konzipiert (rechte Seite). Die linke Seite besteht aus Scheune und Stall. Im Stall rechts des großen Tores betreibt in den 1940ern Barbara "Bäbche" Corbe zusammen mit dem kriegsversehrten Franz Gräber aus der Kelsweilerstraße ein kleines Lebensmittelgeschäft. 1872 übernimmt Wendels Sohn Niklas das Haus. 1884 eröffnet er am Bliesufer eine Badeanstalt. 1891 wird der Saal angebaut, in dem viele gesellschaftliche Veranstaltungen stattfinden, z.B. Fastnacht. Niklas' Sohn Johann ist Ackerer, Bäcker und Gastwirt. Als er an Asthma erkrankt, gibt er die Landwirtschaft und die Bäckerei auf (1920). Er führte die Gastwirtschaft vom 01.07.1938 bis zu seinem Tod 1946. Die Scheune wird nach dem Zweiten Weltkrieg von Johanns Tochter Erna Cäcilia Schmitt und ihrem Ehemann Ernst Nolden zum Wohnhaus umgebaut. Johanns Sohn Erwin Schmitt, verheiratet mit Irmgard Preller aus Leipzig, übernimmt nach der Rückkehr aus der Kriegsgefangenschaft die Gastwirtschaft und führt sie von 1948 bis 1952. Danach wird sie bis 1982 verpachtet. Erwin Schmitt (1918-2000) läßt die beiden Gebäude 1982 komplett umbauen; heute sind es Mietshäuser.

 

Alsfassener Straße 12 und 12a

1788: No 1

(Fläche) 1 Viertel 13 Ruthen

"Ein Hauß, Scheuer, Stallung und Hofgering gestreckt, einseits die Wießen, anderseits die Chaussee, oben der Weeg und unten folgendes."

Das Haus steht ursprünglich quer zum Weg, wird aber vor 1843 abgerissen und längs dazu wieder aufgebaut. Eigentümer 1788 ist der Maurer und Ackerer Johann Adam Bayard, verheiratet mit Maria Angela Coenen. Ihr Sohn Jakob Bayard erbt das Haus ("modo") und tauscht es 1813 mit Michel Schmidt von Alsfassen (er beginnt später mit dem Bau von "Alsfassener Straße 10"). Über seinen Sohn Nikolaus Schmitt geht das Haus an seine Kinder Elisabeth (oo Josef Kornbrust => Schulstraße 3) und Wendel Schmitt. Letzterer versteigert das Haus 1883 an den Eisenbahnwerkstättenschlosser Johann Engel aus St. Wendel. Von diesem gelangt es an Johann Zimmermann und dessen Ehefrau Elisabeth Schneider. Ihre Tochter Katharina heiratet des Schuhmacher Jakob Peter aus Breiten ("Pitches verra Jääb"). Heute gehören die Doppelhaushälften den Nachkommen aus dieser Familie.

 

Alsfassener Straße 14 und 16

1788: No 2

24 Ruthen 6 Schuh

"Hauß u. Scheuer, Stallung und Hofgering, Einseits die Wießen, anderseits die Chaussee, oben voriges, unten folgendes"

Eigentümer 1788 ist Margarethe Wagner, die Witwe des 1784 verstorbenen Leinenwebers Wendel Born. Das Haus geht über seinen Sohn Johann und dessen Sohn Johann an die Familie Michael Bild und Theresia Altmeyer. Nach Michaels Tod im Jahre 1903 geht das Haus an das Ehepaar Karl Riefer und Maria Pack. 1929 wird es von ihrer Tochter Katharina und deren Ehemann, dem Bäckermeister Albert Fritz, ersteigert. Paul Geßner und seine Frau Maria Schmidt aus "Im Falkenbösch 1" kehren nach einer mißglückten Brasilienauswanderung 1929 wieder nach Deutschland zurück und kaufen ein Jahr später dieses Haus. Zu diesem Zeitpunkt besteht es aus Wohnhaus (heute Alsfassener Straße 14) und Scheune (heute Alsfassener Straße 16). Geßner baut die Scheune zum Wohnhaus um. In die Vorderfront des Erdgeschosses baut er ein Colonialwarengeschäft ein, daß er bis zu seinem Tode im Jahre 1976 betreibt. Ihre Nachfahren bewohnen heute das Gebäude.

 

Alsfassener Straße 18 und 20

1788: No 3

25 Ruthen 4 Schu

"Hauß, Scheuer, Stallung und Hofgering, einseits die Wießen, anderseits die Chaussee, oben voriger, unten der Fußpfadt."

Das Haus wird damals wie heute von der Familie Riefer bewohnt, deren Spuren sich bis in die Mitte des 17. Jahrhunderts zurückverfolgen lassen. 1788 ist Anna-Maria Born die Eigentümerin, Witwe von Wendel Riefer. Ihr Sohn Nikolaus übernimmt das Haus. Sein Enkel Nikolaus betreibt hier einen Colonialwarenladen. Sein Sohn, der Herr Professor Emil Riefer, ist Mathematik-Lehrer am "Gymasium Wendalinum", Spitzname "de Stiwwel". Dessen Sohn, Dr. Walter Riefer, erreicht als Orthopäde hohes Ansehen in St. Wendel.

 

Alsfassener Straße 26 + 30 und Mühlwiesgäßchen 4, 6, 8

1788: No 17

"1 Viertel 2 Ruthen 2 Schu

Hauß, Scheuer Stallung und Hofgering, einseits No 16. 19. 18. 22. 24. und No 25. Anderseits die Chaussee oben No 15. 2 Ruthen 7 Schu breit, unten der Weeg."

Wie man auf dem Plan erkennen kann, handelt es sich um ein großes Gebäude, an dessen Stelle heute fünf verschiedene Häuser stehen (dazu gehört noch das in den 1970ern abgerissene Haus Alsfassener Straße 28). 1788 gehört es Nikolaus Meiss oder Mees aus Grügelborn (1743-1803), der eine Hälfte davon an Nikolaus Finkler verkauft. Dabei wird das ehemalige große Anwesen in zwei geteilt, den südlichen mit dem heutigen Anwesen Alsfassener Straße 26 (und 28) und dem nördlichen mit Alsfassener Straße 30 sowie Mühlwiesgäßchen 4, 6 und 8.

Meiss' Anteil geht an Heinrich Römer (1735-1811), danach erfolgt die Trennung in die beiden Häuser 26 und 28: 26 geht an Heinrich Schunath (1777-1830), von diesem über seinen Schwager Peter Römer (1775-1819) an Franz Schaadt und Elisabeth Roemer. Am 29.08.1871 wird es von Franz Schaadts Enkelin Barbara Kaspar, Witwe von Johann Munkes, ersteigert, in 2. Ehe mit Ludwig Fischer aus Haupersweiler verheiratet. Deren Sohn Johann Fischer (1848-ca. 1920) versteigert es am 10.01.1928 an seinen Schwiegersohn Peter Bronder aus Osburg bei Trier. Dessen Tochter Helga Hofmann geborene Bronder gehört das Haus heute.

 

Nummer 28 kommt von Heinrich Römer direkt an an Franz Schaadt und von diesem an Nikolaus Altmeyer. Der verkauft es am 12.05.1827 an Anna-Maria Marx (1785-1846) aus Thalexweiler, Witwe von Peter Müller. Sie ist in zweiter Ehe mit Johann Katholy verheiratet. Nach ihrem Tod versteigern ihre Erben das Haus am 28.12.1846 an ihre Tochter Catharina Müller, die es einen Monat darauf an Johann Wachter und seiner Ehefrau Margaretha Marx aus Mühlwiesgäßchen 3 weiterveräußert [Eigenartigerweise ist im Urhandriß von 1843 als Eigentümer "Michel Angel" eingetragen. In die lückenlos nachvollziehbare Veräußerungsfolge kann ich ihn aber nicht einbauen.]. Bei der bereits zuvor genannten Versteigerung vom 29.08.1871 wird auch dieses Haus wie sein unmittelbarer Nachbar von Barbara Munkes geb. Kaspar erstanden. Nach deren Tod geht es über ihren Ehemann an dessen zweite Ehefrau Maria Geibig, die es um 1928 an den Hüttenarbeiter Josef Manderscheid und seine Frau Johanna Munkes verkauft. Um 1977 wird es im Rahmen von Straßenverbreiterungsmaßnahmen abgerissen.

 

Nikolaus Finklers Hälfte des Gebäudes geht an Jakob Cloos über und wird in die Anwesen Alsfassener Straße 30 mit Mühlwiesgäßchen 4 (Eigentümer ist Franz Schwan II) sowie Mühlwiesgäßchen 6 und 8 aufgeteilt. 6+8 gehen an Maria Elisabeth Keller, Witwe von Johann Nikolaus Braun, die es am 11.04.1818 an Caspar Altmeyer junior verkauft. Der verkauft es im Februar 1826 an Johann Gräber, und der vermacht es 1830 seinem Schwiegersohn Jacob Braun. Am 4. November 1871 verkauft dessen Sohn Peter im Namen seiner Familie das Haus an seinen Schwager Johann Riotte aus Mayen. Nächster Eigentümer werden die Eheleute Michel Munkes. Seine Schwester Katharina und ihr Ehemann bauen anschließend die Scheune zum Wohnhaus Mühlwiesgäßchen 6 um. Das Haus 8 wird 1909 versteigert, den Zuschlag erhalten Michels Sohn Johann Peter und seine Ehefrau Anna Fehr. Sie wohnen hier bis 1913 und zogen dann auf die Fausenmühle um. Das Haus geht durch Verkauf an Johanns Cousin Josef-Jakob, der im Mühlwiesgäßchen 11 wohnt. Dessen Tochter Maria ist mit Heinrich Gräber aus Breiten verheiratet. Nach ihrem Tod im Jahre 1996 geht das Haus an Jürgen Gerber. Das Haus 6 erbt Nikolaus Wachters Sohn Heinrich Johann, dessen Frau Lina Zawar vom Hügel stammte. Ihr einziger Sohn Heinrich fällt am 18. Januar 1945 bei Stettin; seine Verlobte erbt das Haus und verkauft es 1955 an Karl Gerber, dessen Sohn Jürgen die beiden Anwesen wieder vereinigt, wie schon 120 Jahr zuvor.

Von Franz Schwan II gehen die Anwesen Alsfassener Straße 30 mit Mühlwiesgäßchen 4 an den Tagelöhner Peter Zimmermann und seine Ehefrau Elisabeth Braun.

 

Mühlwiesgäßchen 2

1788: 24+25

"24. 4 Ruthen 6 Schu

Ein Garten Einseits und vorn No 22 und 23, Anderseits folgender, hinten No 17"

"25. 5 Ruthen, Classe 3

Ein Garten, Einseits voriges, Anderseits der Weg 3 ruth 10 Schu lang, vorn No 23 1 Ruthe 6½ Schu und hinten No 17 1 Ruthe 9 Schu breit."

1788 gibt es hier nur die beiden vorgenannten Gärten. 1843 gehört das Haus Michel Munkes, der es am 05.04.1829 von seiner Mutter und seinen Geschwistern erhalten hat. Am 15.01.1872 kommt das Haus durch Versteigerung an seinen Sohn Nikolaus Munkes. Nächster bekannter Eigentümer ist Jakob Trost (1914), der das Haus vor 1926 an Michel Kölsch und Gertrud Kölsch verkauft, deren Tochter Agnes den Bergmann Josef Allerchen heiratet. Ihre Tochter Christel Dorscheid verkauft das Haus 1994. Heute gehört es Familie Müller.

 

ein Häuschen zwischen Mühlwiesgäßchen 8 und 10

1788: No 18

"1 Ruthe 8 Schu

Stall (das Wort "hauß" ist durchgestrichen) und Hofgering, einseits voriges, anderseits folgendes, oben folgendes, unten No 22"

Leider steht dort heute einfach nichts mehr.

 

 

Mühlwiesgäßchen 10

1788: No 19 + 22

"19. 24 Ruthen

Hauß Hofgering und Garten, einseits No. 16, 17 und No 18. anderseits die Wießen, oben No 15., unten No 22. am Winkel oben die Wießen und unten No 20.

"9 Ruthen

Hauß und Zubehörde, Einseits No 18 und 19, anderseits voriges und folgendes, vorn No 20 und 21, hinten No 17 und 24"

Dieses Haus bildet heute zusammen mit No 22 das Anwesen "Mühlwiesgäßchen 10". 1788 gehört es Maria Barbara Tempelfeld, der Witwe von Nikolaus Schwendler [in erster Ehe verheiratet mit Nikolaus Lacorelle, Steinmetz aus Frankreich.]. Sie hat es von ihren Eltern Franz Georg Tempelfeld aus Hoppstädten und Margarethe Geibel geerbt oder gekauft. Sie vererbt das Haus an ihre älteste Tochter Maria Barbara, von der es an deren Ehemann, den Kuhhirten, Tagelöhner und Schweinehirten Johann Jakob Kuhn aus Reiskirchen bei Homburg übergeht. Durch Kauf geht es je zur Hälfte an die Brüder Johannes und Jacob Schmitt, hierbei erfolgt auch die Vereinigung mit dem Haus auf Parzelle No 22. Eine von Jacobs Töchtern namens Gertrude heiratet den Tagelöhner Peter Strass aus Marpingen. 1913 brennt das alte Haus ab und wird von Peters Sohn Peter Strass junior wieder aufgebaut. Dessen Schwester Elisabeth heiratet den Bergmann Peter Müller, und über ihre Tochter Martha geht das Haus in das Eigentum der Familie Hemmersdorfer über.

 

Mühlwiesgäßchen 12

1788: No 21 + 23

"21. 9 Ruthen 12 Schu

Hauß und Hofgering, Scheuer, einseits voriges und folgendes, Anderseits der Weeg, vorn 2 Ruthen 2½ Schu in den Winkel, hinten No 22 und an Wießen No. 25

23. 4 Ruthen 6 Schu

Hauß und Zubehörde, einseits voriges, anderseits der Weeg, dorth: 9 Schuh lang, Vorn No 21 und hinten No 25 und 24. 1 Ruthen 12 Schuh breit."

Die Häuser auf den beiden Parzellen 21 und 23 sind heute ein Haus, "Mühlwiesgäßchen 12". 1788 gehört das Haus No 21 der Margarethe Schmitt, Witwe von Franz Seiler und Nikolaus Gräber. Sie ist in dritter Ehe mit Nikolaus Munkes verheiratet, an den zusammen mit ihrem Sohn aus zweiter Ehe, Michel Gräber, das Haus je zur Hälfte übergeht. Nach Nikolaus Tod 1818 geht die Hälfte an seinen Sohn, den Steinhauer Michel Munkes. Eigentümer von 23 ist die Witwe von Johannes Schmitt, vermutlich eine Schwägerin der Margarethe Schmitt aus No 21. Durch "modo" geht das Haus über an Nikolaus Munkes und später dessen Sohn Michel.

Zwischen 1838 und 1840 wird das vereinte Haus an Katharina Schmitt und ihren Ehemann Jakob Pack verkauft, dessen Sohn Johann es am 15. März 1927 an Karl Riefer und seine Ehefrau Cäcilia Backes verkauft. Über deren älteste Tochter Dorothea (meine Oma) kommt das Haus an Arnold Dewes aus Selbach und schließlich über deren jüngste Tochter Annegret an die Familie Heinz Seger.

 

Alsfassener Straße 32

Es wird vor dem 01.06.1843 gebaut und besteht aus Wohnhaus (rechts) und Stall bzw. Scheune. Letztere wird vor 1872 zum Wohnhaus umgebaut. Später wird ein Erker vorgebaut, der als Werkstatt fungiert. Eine Eingangstür führt in den rechten Teil, eine weitere Tür an der linken Wand über eine steile Treppe in den 1. Stock; der Erker hat eine eigene Tür. Nach 1950 werden der linke Teil und der Erker abgerissen, weil sie baufällig und einsturzgefährdet sind. 1843 gehört das Haus Franz Schwan; vor 1872 wird es an Johann Schaadt und seine Elisabeth Katharina Franz verkauft. Ein späterer Bewohner ist der Erfinder Anton Schaadt (1895-1959). Über die Familie Bortscheller kommt das Haus im Jahre 2000 an die Familie Lewis-Birkenbach.

 

Der "Schopgarten" wird im Norden begrenzt durch das heutige Mühlwiesgäßchen. Die Parzellen des Gebiets nördlich der Straße enthalten drei Flurnamen:

"Glockenvogtei" wird begrenzt vom Mühlwiesgäßchen und der Alsfassener Straße bis Hausnummer 40. Dahinter zieht sich die Grenze bis hinab zur Blies. Der Name geht auf die Familie "Glock" zurück, die im 14. und 15. Jahrhundert hier Güter besaßen.

 

Bikelgarten

 

Entlang der Alsfassener Straße von 42 bis 52 und zur Blies hin begrenzt durch eine in etwa halbkreisförmige Grenzlinie liegen die Parzellen im "Bikelgarten". Diese Grenzlinie trennt "Bikelgarten" von "Bormanns Mauer"; 1814 orientierte sich an ihr der Verlauf des Mühlenteiches hinunter zur Wollmaschine im Mühlwiesgäßchen. "Bormanns Mauer" geht vermutlich auf Peter Bourmon zurück, der in der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts als Schäfer in Alsfassen arbeitete. Die Parzellen werden einerseits von der Grenze zur "Glockenvogtei", zum "Bikelgarten", der Alsfassener Straße bis Nr. 56 (Contatex) und der Blies begrenzt.

 

Mühlwiesgäßchen 1 (Neumersch Hous)

1788: No 26+27

"26. 4 Ruthen 8 Schuh

Stall und Zubehör, einseits No 35, anderseits No 27 und No 31, vorn der Weeg und hinten No 34"

"27. 16 Ruthen 4 Schuh.

Hauß Scheuer Stallung und Hofgering, Einseits der Weeg, Anderseits No 28, 30 und 31, unten voriges, oben die Chaußee."

Eigentümer 1788 sind Anna Schubmehl aus Alsfassen und ihr Ehemann Simon Schmitt aus Hofeld. Ihr Sohn Nicolas erhält das Haus zur Hälfte. Bis 1819 wird es von ihm und dem Ackerer Nikolaus Kornbrust zu beiden Teilen bewohnt. In diesem Jahr geht es an Johann Neumer und dessen Ehefrau Katharina Altmeyer über, daher der Hausname "Neumersch". Da die Ehe kinderlos bleibt, geht es per Testament an Jakob Altmeyer über, den letzten Bürgermeister von Alsfassen. Im Besitz dieser Familie bleibt es bis in die 1980er Jahre. Nach dem Tod von Helene Altmeyer und Ferdinand Wagner wird es an Familie Fuchs verkauft.

 

Mühlwiesgäßchen 3

1788: Nr. 36+37+38+39

Das Anwesen wird 1788 durch vier unbebaute Grundstücke gebildet. Im Jahre 1814 stellt Johann Wachter aus Mainzweiler einen Antrag für eine Wassermühle im Mühlwiesgäßchen. Mehr darüber lesen wir im Kapitel "Mühlen in Alsfassen und Breiten". Das Haus gehört heute der Familie Dörrenbächer.

 

 

Alsfassener Straße 36

1788: No 28

"4 Ruthen

Hauß und Hofgering, einseits voriges, anderseits folgendes, vorn die Fahrt sub. No 30, hinten die Chaussee"

Als Eigentümer für 1788 wird Simon Schmidt angegeben, doch wissen wir, daß er und seine Ehefrau Anna-Maria Schubmehl in Neumersch-Hous wohnen, Mühlwiesgäßchen 1. Hier in diesem Haus wohnt ihre Tochter Klara und ihr Ehemann Nikolaus Fuchs. 1809 nimmt Klara beim Ehemann ihrer Schwester Elisabeth Schmidt, Johann Müller, einen Kredit in Höhe von 74 Gulden auf. Sie bürgt mit ihrem Haus, einem Acker auf Geisheck, einem Garten in den Bickelsgärten und einem Garten im Grümeter "hinter Schubmehls Haus". Danach geht das Haus je zur Hälfte an ihren Sohn Peter Fuchs sowie an Jakob Altmeyer, der bei Peters Hochzeit mit Margaretha Stein aus Sitzerath im Jahre 1816 den Trauzeugen spielte. Am 01.08.1873 verkauft der Holzhändler Joseph Bicking aus St. Wendel das Haus an den Tagelöhner Jacob Dörrenbächer und seine Ehefrau Magdalena Gregorius aus Alsfassen. Über deren Tochter Maria Margarethe Magdalena kommt das Haus 1896 durch Heirat an den Lokomotivheizer Michel Zeyer aus Breiten. Das Haus steht später lange Zeit leer, bevor es die Zeyer-Nachkommen an den jetzigen Eigentümer Philippo Constanza verschenken, der es niederlegt und neu aufbaut.

 

Alsfassener Straße 38

1788: No 29

"14 Ruthen 4 Schu.

Hauß, Scheune, Scheuer, Stallung und Hofgering, einseits die Fahrt Sub No. 30, anderseits die Chaußee, oben voriges, unten die Fahrt sub No 30"

 

Den Eigentümer von 1788 konnte ich bisher nicht ermitteln; die Wahl liegt bei Jacob Engel oder Jacob Altmeyer von Alsfassen. Von einem von beiden hat Nicolaus Schubmehl "modo" das Haus erhalten. Schubmehl verkauft am 04.04.1813 an Caspar Krämer. Von diesem geht das Haus an Michel Riefer, der in 2. Ehe mit Barbara Demuth aus dem Falkenbösch verheiratet ist. In seinem Letzten Willen vom 10.03.1859 legitimiert er seine Stieftochter Marianne Demuth und setzt sie als seine Universalerbin ein. Über sie kommt ihr Ehemann, der Bäckermeister Johann Lerner, in den Besitz des Hauses. Sein Enkel Josef Lerner betreibt hier bis in die 1970er einen gutgehenden Colonialwarenladen. Seit dessen Schließung wird das Gebäude an unterschiedliche Firmen vermietet.

 

Alsfassener Straße 44 und 44a

1788: 82, 83, 84

Das Anwesen wird zwischen 1788 und 1843 vorn an der Straße gebaut und besteht aus einem schmalen Haus (heute Nr. 44). Eigentümer 1843 sind der Steinhauer Nikolaus Kornbrust und seine Ehefrau Catharina Weynand. Am 09.03.1869 schenken sie es ihrer Tochter Maria Helena Kornbrust, Ehefrau des Ackerers Johann Riefer. Deren Sohn Josef Riefer, verheiratet mit Maria Hans aus Breiten, wohnt 1900 im Haus. Seine Tochter Gertrud und ihr Ehemann August Koob erweitern das Haus durch einen Anbau auf der linken Seite, das bis in die 1950er Jahre für ihre Firma Koob und Zimmer als Werkstatt benutzt wird (Installation von Wasserleitungen und Kandeln). Nach ihrem Tod wird das Gebäude mit Werkstatt an eine Familie Mederloff verkauft. Diese vermietet die Werkstatt an die Firma Budenz (Reparatur von Sanitärgeräten). Im Jahre 1999 wird das Anwesen geteilt und verkauft, das Wohnhaus an Familie Merckel, die Werkstatt an Familie Petrick.

 

Alsfassener Straße 48

1788: No. 79

Das Grundstück gehört 1788 dem Sebastian Spielmann aus der Schulstraße 7. Seine Tochter heiratet 1824 den Maurer Michel Altmeyer aus der Alsfassener Straße 15; sie bauen im Frühjahr 1828 das einstöckige Haus, finanziert über ein Darlehen von 50 Gulden bei der Pfarrey- und Schulkasse St. Wendel. Bis zum 16.06.1875 sind daraus 200 Thaler oder 500 Mark geworden. An diesem Tag verkaufen sie es an ihre Tochter Angela Altmeyer und ihren Ehemann, den Schreiner Wendel Greif. Um 1900 wird das Haus veräußert an den Eisenbahner Michel Born aus Urweiler und seine Ehefrau Maria Wagner. Über ihren Sohn Nikolaus Born kommt das Haus an dessen Tochter Maria Maldener geborene Born, die heute Eigentümerin ist.

 

Alsfassener Straße 52

1788: No. 71

Das letzte Haus in dieser Reihe wird vermutlich von dem Tagelöhner Nikolaus Michels und seiner Ehefrau Margaretha Becker gebaut. Sie verkaufen es am 15.11.1835 an Johann Wobido, Dienstknecht in Alsfassen, und seine Ehefrau Elisabetha Geibig. Von ihnen erwerben es am 17.02.1856 der Maurer Johann Krämer (1824-1880) und seine Ehefrau Anna-Maria Bayard, die im Jahre 1900 noch im Hause wohnt. Über ihren Sohn, den Steinhauer Johann Krämer, und seine Ehefrau Katharina Riefer geht es in die nächste Generation an Wendel Krämer, genannt "Hesse Wennel" [Engl. "hessian" = Jute, Sackleinen ==> Urgroßvater Caspar Krämer war Tuchmacher (freundl. Hinweis von Adolf Schmitt)], und seine Ehefrau Maria Schmitt und dann noch eine Generation weiter an Elisabeth Krämer und Albert Pack. Ihre beiden Töchter sind jetzt Eigentümer des Hauses.

 

 

Glockenvogtei und Lochgarten

 

Wir überqueren nun die Alsfassener Straße und stehen einem Block gegenüber, der östlich von der Alsfassener Straße, südlich von der Straße "Im Falkenbösch" und westlich von einem kleinen Feldweg begrenzt wird, der auch heute noch hinter Saar'sch Haus hinunter zur Alsfassener Straße führt. Zwei Flurnamen gibt es hier: erneut die "Glockenvogtey" und außerdem "Lochgarten". Letzterer taucht in älteren Urkunden aber fast stets als "Lohgarten" auf, so daß ich auf dem Lageplan einen Schreibfehler vermute. Das ganze Gebiet enthält 1788 43 Parzellen, darunter 6 Gebäude, zwischen die bis 1843 weitere Häuser kamen:

 

 

 

Blick in den Falkenbösch um 1935

 

Alsfassener Straße 27 "Meyersch"

1788: No. 94

Es ist das einzige Haus bis 1843 diesseits der Alsfassener Straße, die damals ab der Einmündung des Falkenböschs "Bliesener Straße" hieß. Es wird zwischen 1810 und 1843 vermutlich von Jakob Engel und seiner Ehefrau Anna-Maria Altmeyer gebaut. In den 1850ern wird im Erdgeschoß eine Gastwirtschaft eingerichtet, die von Jakob Engel betrieben wird. Er nennt sich jetzt "Wirt". Mit Wirkung vom 01.01.1860 verkaufen sie ihrem Sohn Josef Engel und dessen Ehefrau Elisabeth Lerner ihr Haus mit Gastwirtschaft. Diese verkaufen Haus und Gastwirtschaft am 25.11.1869 an den Wirth und Ackerer Johann Meyer und dessen Ehefrau Elisabeth Gregorius. Seitdem trägt das Haus den Namen "Meyersch Wirtschaft". Sein Sohn Johann Meyer und dessen Ehefrau Katharina Lerner führen die Gastwirtschaft weiter. Da die Ehe kinderlos bleibt, geht das Anwesen an ihre Nichte Anna Lerner und deren Ehemann Adolf Schmitt, dem es heute noch gehört. Die Gastwirtschaft ist seit dem Jahre 1908 verpachtet. Das Gebäude wurde 2019 abgerissen, das Gelände neu bebaut..

 

 

Im Falkenbösch 2 und 4

1788: No 115

"1 Viertel 35 Ruthen 4 Schu

Hauß, Scheuer, Stallung, Hofgering und Garten, einerseits die Chaußee, anderseits No 116. 121. 122. 123. 126. und 127. oben der Weeg, unten No 94. 110. und 114."

1788 bestand das Anwesen aus einem Haus, einer Scheuer samt zwei Stallungen, die mit Stroh gedeckt waren. Der Eigentümer Michael Huschar mußt ein Viertel mehr Prämie für die Feuerversicherung zahlen, weil die Gebäude nicht mit Ziegeln gedeckt waren. Das hat zweierlei Gründe: Die Gefahr eines Brandes bei einem Haus mit Strohdach ist größer als bei einem mit Ziegeldach, außerdem kann sich ein Feuer schneller und besser ausbreiten. Zum zweiten versuchte die Regierung, die Strohdächer möglichst verschwinden zu lassen und durch Ziegeldächer zu ersetzen; deshalb setzte sie die Prämie um ein ganzes Viertel höher an

 

Von Michel geht das Haus auf seinen Sohn Johann über, der es um 1838 an seine beiden Söhne Michel und Nikolaus weitergibt. Dabei wird Haus geteilt, Michel erhält die linke (Falkenbösch 2) und Nikolaus die rechte Hälfte (Falkenbösch 4).

 

Am 28.01.1846 lassen Nikolaus Huschar und seine Ehefrau Elisabetha Becker ihre gesamten Güter versteigern, darunter auch ihr "zweistökiges neuerbautes Wohnhaus mit Scheune, Stallung, Hofbering und Garten im Dorf Alsfassen zwischen der Straß nach Bliesen und dem Michel Huschar". Gesteigert wird es von Michel Gregorius, Sohn von Nikolaus, Ackerer in Alsfassen. Der Eigentumsübergang erfolgte spätestens am 1. Mai 1846, aber sofort "nach Abreise des Versteigererehepaares nach Nordamerika". Von Gregorius kommt das Haus durch Verkauf in das Eigentum der Familie Schmitt.

 

Das Haus Falkenbösch 4 geht um 1856 an den Eisenbahnarbeiter Philipp Korb aus Sötern und seine Ehefrau Katharina Krämer. Am 16.03.1910 wird es von den Eheleuten Korb an ihre Enkelin Katharina Feist und ihren Ehemann, den Büroangestellten Peter Jost, zum Preis von 6.000 Mark verkauft. Da Peter Jost sich mit den Nationalsozialisten nicht anfreunden konnte, emigrierte er mit seiner Frau nach Frankreich. Nach seinem Tod kommt seine Frau auch nicht mehr zurück. Sie hatten keine Kinder, weshalb das Haus an Emil Wachter und Magdalena Greif verkauft wurde. Heute gehört das Haus Alexander Staub aus Bliesen.

 

Falkenbösch 6, 8 und 10

1788: No. 116-120

Dort, wo heute die Häuser Falkenbösch 6, 8 und 10 stehen, liegt vor 1788 ein großer annähernd trapezförmiger Platz, der vorne an die Straße, rechts an den Giebel des Hauses Falkenbösch 4, hinten an die Parzellen 119 (gehörte zur Glockenvogtey) und 121 (gehörte zu Lochgarten) grenzt.

 

No 116.

"9 Ruthen.

Ein Winkelicht Hofgering einseits voriges, anderseits die 3 folgende, oben der Weeg,

unten voriger und No 121"

 

Eigentümer dieses Hofgerings sind zunächst je zur Hälfe der Jacob Koob und der Jacob Roth, am 25.07.1817 per Erbschaft geht es in das Eigentum von Koobs Sohn Michel über. An seinem rechten Rand standen nebeneinander zwei Ställe und zwei Wohnhäuser, alle mit Stroh gedeckt. Ein Stall auf No 117 gehört Jacob Roth senior, geht über Jacob Koob an seinen Sohn Michel. Der zweite Stall auf No 118 geht direkt von Jacob Koob an Michel. Daneben steht - mit der Front zum Hof, dem linken Giebel zur Straße - das Wohnhaus von Jacob Koob und seiner Familie.

 

No 119.

"2 Ruthen 9 Schu.

Ein Hauß, Einseits No 116, Anderseits die 2 folgende, oben der Weeg, unten voriges"

Unmittelbar angebaut und halb in 119 hineinragend, aber mit Trennmauer, eigenem Hofgering und Front zum Weg steht ein weiteres Haus - auf der heutigen Position von Falkenbösch 10 (und möglicherweise noch das gleiche Haus).

 

No 120

"1 Ruthe 13 Schuh.

Ein Hauß, Einseits voriges und folgendes 1 Ruthe 9 Schu lang, vorn voriges 1 Ruthe 3 Schuh, hinten folgendes auch 1 Ruthe 3 Schuh breit."

Das Haus gehört Jacob Roth und geht von ihm über Jakob Koob an Michel Koob. Der verkauft es teilweise an Susanna Kalis, die vermutlich aus der St. Wendeler Kaufmannsfamilie Collisi stammt.

 

Michel Koob legt vor 1843 die Gebäude 117-119 nieder und baut anstelle Falkenbösch 6. Seine Enkelin Elisabeth (Koowe Lisbeth) heiratet den Polizisten Karl Wolter aus Alsweiler. Frau Wolter, ihre Kinder und Enkel wohnen heute im Haus.

 

Das Nachbarhaus Falkenbösch 8 wird von Michels Tochter Susanne und ihrem Ehemann, den Steinhauer Adam Strube aus Rotenburg ob der Fulda, erbaut. Er ist als Brückenbauer beim Bau der Rhein-Nahe-Bahn beschäftigt [Stadtarchiv St. Wendel, C Nr. 1/77: Einwanderungen. "Dem Ackerer Strube von Rotenburg in Kurhessen, als Einwohner zu Alsfassen pp. vom 3. Januar 1859".]. Er ist evangelisch, was Susanne Koob aber nicht davon abhielt, plötzlich schwanger zu werden. Der älteste Sohn Jakob ist Bildhauer und baut das gegenüberliegende Falkenbösch 3, während der Johann, der jüngere Sohn, das Haus übernimmt. Seine Tochter Elisabeth heiratet Peter Bläs aus Niederlinxweiler, und ihre Tochter Maria Eugenie Johann Ballerio.

 

Falkenbösch 10 gehört vermutlich Jakob Roth und Clara Walter, den Eltern von Jacob und Maria Roth. Diese verkaufen das Häuschen am 18.09.1836 an Johann Gramper, Wollspinner in Alsfassen. 1831 wohnt Susanna Calis im Haus und bietet ihre Dienste als Einkäuferin in Trier an [Stadtarchiv St. Wendel, Amts= und Intelligenz=Blatt des Fürstenthums Lichtenberg, No 1, St. Wendel den 22ten Januar 1831, Seite 4, "II. Privatanzeigen: Die Susanna Calis von Alsfassen zeigt hiermit dem Publikum ergebenst an, daß sie künftig und vom ersten des nächstkommenden Monats an, regelmäßig jeden Sonntag Mittag nach Trier abgeht und sich der Besorgung aller und jeder Commissionen und Aufträgen unterzieht, die sie pünktlich, wie bisher, zu besorgen verspricht. Alsfassen am 30ten Dezember 1830".]. Später geht das Haus an den Steinhauer Johann Strube aus Falkenbösch 6, der es als Werkstatt benutzt. Seine Kinder Hans und Rosemarie verkaufen es an Eduard Freier aus Ostpreußen. Heute gehört es der Familie Edmeier.

 

Falkenbösch 12

1788: No 121-125

Auf den Parzellen 121-125, die 1788 noch unbebaut waren, stehen 1841 Giebel an Giebel zwei schmale Häuser, die heute Falkenbösch 12 bilden. Im oberen Haus wohnen Wendel Braun und seine Ehefrau Katharina Schunath. Sie haben es am 26.01.1832 von Katharinas Mutter Margarethe geborene Roemer und seinen Geschwistern gekauft. Im unteren Haus wohnen Johann Graeber und seine Ehefrau Anna-Maria Kornbrust seit mindestens 1819. Am 15.01.1841 tauschen die beiden Familien die Häuser untereinander. Um 1891 kaufen Jakob Neumer und seine Frau Maria Griesinger aus Alsfassener Straße 84 das Haus und wohnen hier noch 1900. Ihre Tochter Anna Neumer heiratet den Bergmann Peter Schmelzer aus Oberlinxweiler, sie stirbt aber sehr früh. Der Witwer heiratet später Mathilde Bick geb. Schönherr. Seine Tochter aus erster Ehe, Anna Schmelzer, heiratet den Chauffeur Josef Adamus, der bei der Firma Bruch in St. Wendel arbeitet. 1977 kaufen Willi Dewes und seine Frau Martha Schröder aus Selbach das Haus. Frau Dewes stirbt im Sommer 2004, das Haus geht auf ihren Sohn Siegfried über.

 

Falkenbösch 14

1788: No 126-127

Gebaut wird das HausHaHH durch den Ackerer Franz Braun und seine Ehefrau Anna-Maria Gräber. 1839 bewohnt es ihr Sohn Franz Braun mit seiner Ehefrau Anna-Maria Gräber; er ist ein Bruder von Wendel Braun aus Falkenbösch 12. Franz baut 1839 die Scheune. Über seinen Sohn Nikolaus und dessen Ehefrau Anna-Maria Stoll kommt das Haus an dessen Tochter Margarethe Braun und ihren Ehemann Franz Kubi. Emil Wachter aus der Schulstraße kauft das Haus von Kubi und verkauft es seinerseits weiter an den Metzger Franz Johann Noss aus St. Wendel; der beantragt 1929 die Aufstockung der Scheune, der charakteristische "Turm" entsteht. Seine Tochter Elisabeth, verheiratet mit Karl Veith aus Namborn, verkauft 1985 das Haus an die Familie Spengler.

 

Falkenbösch 16

1788: No 128-130

Das nächste Haus in der Reihe wird vor 1843 durch den Maurer Johann Munkes und seine Ehefrau Margaretha Kornbrust erbaut. Diese verkaufen es am 01.11.1872 an ihre Tochter Johanna und ihren Schwiegersohn, den Weichensteller Peter Munkes. Dessen Kinder verkaufen das Haus nach 1900 an den Schreiner Wendel Häbel und seine Ehefrau Johanna Behres. Deren Tochter Änni Schwan geborene Häbel ist heute Eigentümerin des Hauses.

 

Im Falkenbösch 20

1788: No 136

"15 Ruthen 8 Schuh.

Hauß und Hofgering, einseits No 131 5 ruthen 3 3/4 schu, Anderseits Ackerland 5 Ruthen 5 Schuh, oben der Weeg 2 ruthen 10 ¼ Schu, unten No 135 3 ruthen 9½ Schuh breit. Die Wiese an No 131 lang 9 Schuh, vorn an 132 breit 6½ Schuh."

Eins der wenigen Häuser in Alsfassen, von denen wir wissen, wann es erbaut wird - und von wem: "Heuth d 24ten febr. 1780 Kauffte die Johann Angels Witib Von Altzfaßen gebohrene Heßin Ein stück feltland auff altzfaßer bann undig altzfaßer Ziegelhütten gelegen so dermahlen als garttenland in gebrauch gewesen und liegt solches an den feldern undig deß path so auff St. Annen gehet, an der straße daß welche Käufferin Von michel Blum und dem peter lieb darauff ein Hauß zu machen, und die Käufferin hat denen beyden Verkäufferinen Vor solche stück zahlen und das gelt Von ihrer Kindern Erbschafft gezahlt worden also geerbet worden." Johann Angels Witwe heißt Maria Barbara Heß. Ihre Tochter Maria Elisabeth heiratet 1785 den Maurer Johann Adam John, deren Tochter Maria Barbara 1820 den Steinmetz Johann Adam Bayard. Er baut auf der Nachbarparzelle 131 Stall und Scheune an. Seine Enkelin Maria heiratet 1898 den Bergmann Ludwig Saar aus Hirstein. Interessant: Im Zuge des Straßenbaus "Im Gründchen" wird das obere, also das ursprüngliche Wohnhaus abgerissen, und der Stall wird zum Wohnhaus.

 

Flecks Hous

 

Westlich des "Lochgartens" liegt ein einzelner Block, der noch weiter westlich von der Gemarkung "Im Spitzenbäumgen" begrenzt wird. Er enthält nur eine Parzelle.

 

Im Falkenbösch 22 (Flecks Hous)

1788: No 137

"2 Viertel 28 Ruthen 12 Schuh

Hauß, Ziegel-scheuer, Stallung, Hofgering und Garten, Einseits unten Ackerland, Anderseits oben der Weeg, vorne der Weeg 3 Ruthen 6 Schuh, hinten Ackerland 2 Ruthen 14 ½ Schuh breit"

Der Anfang der Alsfassener Ziegelhütte liegt völlig im Dunkeln. Die Ziegel wurden - anders als in den Ziegelhütten in St. Wendel -  nicht gebrannt, sondern getrocknet. Darauf deutet der Begriff "Ziegelscheuer" hin. Diese Ziegelscheune sah aus wie eine normale Scheune, bei der man die Wände weggelassen und durch eine einfache Rahmenkonstruktion ersetzt hatte. "Vor der Industrialisierung waren Dachziegel und Ziegelsteine im Handstrich hergestellt und anschließend luftgetrocknet worden. Ein Arbeiter fertigte pro Stunde zwischen 200 und 300 Stück an."

 

Johannes Hatz ist der erste bekannte Ziegler. 1752 heiratet er Maria Elisabeth Holzer aus Stennweiler. 1771 heiratet seine Witwe den 20 Jahre jüngeren Peter Birkenbach aus Remmesweiler. Der ist der letzte Ziegler in Alsfassen; um 1787 verkauft er die Gebäude und zieht mit seiner zweiten Frau Margarethe Gerdon aus Breiten nach Bliesen. Die Gebäude werden von Peter Müller aus dem Haus Alsfassener Straße 12 erworben. Er ist dreimal verheirtat, 1787 mit Anna-Maria Bayard aus Alsfassen, 1798 mit Margarethe Backes aus Oberthal und1802 mit Barbara Adler aus Remmesweiler. Während seiner ersten Ehe (1787-1797) reißt er beide Gebäude - Wohnhaus und Ziegelscheune - ab und baut sie neu auf. Nach seinem Tod wird das Gebäude versteigert: "Peter Müller habe in seiner ersten Ehe ein in der Gemeinde Alsfassen gelegenes hiernächst beschriebenes Haus und Zugehör erbaut wovon demnach den Kindern erster Ehe der größte Teil gehöre. Da das Haus nicht teilbar ist, soll auf deren Verlangen dasselbe versteigert werden. Ein in der Gemeinde Alsfassen am obern Ende an dem Weg nach St. Annen gelegenes zweystöckiges Wohnhaus mit Scheuer, Stallung, Hofbering, Garten hinter und ober dem Haus, einseits Adam Bayard, anderseits der hiernächst beschriebene Baumgarten, vorn der Dorfweg und hinten Nicolaus Riefer senior gelegen. Dieses Haus und Zugehör wurde durch den Michel Schmidt, Ackerer in Alsfassen wohnhaft, zu der Summe von 450 Gulden angesetzt und verblieb dem letzt und Meist biethenden Miteigenthümer in Alsfassen, gegenwärtig und annehmend, für die Summe von 730 Gulden: Niclas Riefer." Nikolaus Riefer ist ein Schwiegersohn aus erster Ehe. Seine Witwe Angela Müller überträgt das Haus 1856 an ihren Schwiegersohn Johann Engel. Der hat drei Kinder, doch da das Haus unteilbar ist, wird es 1872 an Michel Riefer und seine Ehefrau Barbara Fleck versteigert. Er starb 1880, Barbara überlebt Michel um 22 Jahre. Nach ihr wird das Haus "Flecks Hous" genannt. Nach dem Tode seiner Urenkelin Anna-Maria Wein geborene Krämer geht das Haus an ihre Nichte Hilde Dörrenbächer geb. Krämer über.

 

 

 

Der obere Falkenbösch um 1935

 

Falkenbösch

 

Der nächste Block schließt sich nach Überquerung der Straße "Im Falkenbösch" nach Süden an und beinhaltet 11 Parzellen und 5 Häuser. Der Flurname heißt "Falkenbösch".

 

Falkenbösch 13

1788: No. 138

"1 Viertel 25 ruthen 8 s, Classe 3.

Einseits der Weeg, 13 ruthen 11 sch. Anderseits die folgende, vorn der Weeg 2 ruthen 10½ Schu, hinten Ackerland 7 ruthen 9 schuh breit."

1788 gehört die Parzelle, auf der heute das Haus steht, zu einem langgezogenen, unbebauten Grundstück, das Michel Huschar aus Alsfassen gehört. Sein Sohn Johann Huschar verkauft ein quadratisches Stück Land an Franz Schaadt junior aus Eisweiler, der hier mit seiner Frau Elisabeth Römer aus Alsfassen vor 1843 das Haus erbaut. Schaadt versucht am 31.01.1866, das Haus zu versteigern, findet aber keinen Abnehmer. Am darauffolgenden Tag verkauft er es für 660 Thaler an Michel Engel, Taglöhner zu Waldsheim bei Zweibrücken. Dessen Vater Jakob Engel (Auf dem Hügel 27) bürgt für seinen Sohn. 1869 verkauft es Jakob Engel für 690 Thaler an den Feldhüter und Brauknecht Johann Zimmermann aus Alsfassen seine Ehefrau Elisabetha Schneider. Diese verkaufen es am am 23.01.1883 an Jacob Gregorius, Eisenbahnwerkstättenarbeiter, und seine Ehefrau Katharina Zimmermann. Um 1885 wird das Haus von Jakob Eckert von der Wurzelbacher Ziegelhütte und Barbara Wagner aus Breiten gekauft. Deren Tochter Barbara und ihr Ehemann Theodor Pfeiffer aus Fischbach übernehmen es im Jahre 1919. Ihre Tochter Maria Lina und ihr Ehemann Eduard Gürtesch erhalten das Haus, während ihr Sohn Hugo die angebaute Scheune zum Wohnhaus umbaut.

 

Auf dem Hügel 27 "Wähner Klos"

1788: No. 139

"15 Ruthen 7 Schu, Classe 3

Einseits der Weeg, 6 Ruthen. Anderseits folgendes, oben No 144  2 ruthen 8 Schu, unten voriges 2 ruthen 10½ schuh breit"

Das Haus wird im Jahre 1840 von Jakob Engel junior, Sohn des Jakob Engel von Alsfassen, und Katharina Gregorius, Tochter des Nicolaus Gregorius des Alten, Wähner Klos genannt, gebaut. Das Haus ist 1,5-stöckig; Eingang und Treppenhaus befanden sich in der Mitte. Rechts ist der Wohntrakt, links der Stall. Nach kleineren Umbauten und einer Beschädigung im 2. Weltkrieg wird das Haus 1952 abgerissen und in seiner heutigen Form wieder aufgebaut. Der Keller ist noch im Originalzustand. Jakob Engels Bruder Josef erbt von seinem Vater die Gastwirtschaft, die heute "Meiersch" genannt wird. Am 21.12.1874 verkaufen die Eheleute Engel ihrem Sohn Jakob Engel das Haus für 1000 Thaler; sein Bruder Joseph erhält die daneben liegende Gartenparzelle, allerdings für lediglich 100 Thaler. Die Eltern behalten sich das lebenslange Wohnrecht vor sowie für den nach Übernahme der beiden Hypotheken verbleibende Teil des Kaufpreises die ggf. Krankenpflege bis zum Tode. Jakob Engel, Bahnwärter und Feldhüter, ist in erster Ehe mit Maria Katharina Lauer aus Hoppstädten verheiratet (in 2. Ehe mit Luise Stibitz geb. Henn). Über seinen Sohn Theodor Engel und dessen Ehefrau Magdalena Marx (aus Urweiler) geht das Haus an dessen älteste Tochter Helene und deren Ehemann Jakob John aus Breiten. Sie reißen es 1952 bis auf die Grundmauern nieder und bauen es zweistöckig wieder auf - mit eigener Hand. Heute gehört es ihrem Sohn Kurt, verheiratet mit Rita Backes aus Breiten.

 

Auf dem Hügel 19/21/23/25

1788: No 144

"1 Viertel 15 Ruthen.

Hauß samt Zugehörde und Garten, einseits oben No 139. 140. 141. und 142. Anderseits folgendes, vorn der Weeg; 4 Ruthen 3 Schuh, hinten voriges 4 Ruthen 3 Schu breit."

Eigentümer 1877 waren nacheinander drei Brüder, zuerst der Ackerer, Wandermusikant, Arbeiter und Fiedler Johannes Gregorius, der um 1792 zunächst nach Urweiler und dann 1816 nach Russisch-Polen auswanderte, dann der Wandermusiker ("musicus ambulans") Christoph Gregorius, der von Breiten über Baltersweiler, Breiten um 1792 wieder nach Alsfassen kam, und als dritter der Dorfmusikant ("menestrier") Peter Gregorius nach seiner Heirat im Oktober 1804. In den Jahren 1856 und 1857 wird das Haus in seine heutigen vier Bestandteile "zerlegt".

 

Peter Sohn Jacob, verheiratet mit Margarethe Groß aus Urexweiler, erhält Hügel 19. Sein Sohn Johann, "Stoffels verra Johann", übernimmt das Haus von ihm und verkauft es an eine Familie Hilden, die an Familie Jakob Oberringer weiterverkaufte. Das Haus gehört heute deren Schwiegersohn Josef Noss.

 

Hügel 21, "Matze" genannt", geht an Madgalena Gregorius, die den Maurer Jacob Pack heiratete und in Breiten wohnte. Sie verkauft an Peter Wagner aus St. Wendel, genannt "de klään Dräja". Über dessen Tochter Anna und ihren Ehemann Johann Klos, beide genannt "Moddasche onn Vaddasche", kommt das Haus über ihre Tochter Anna Katharina an deren Ehemann Peter Schmitt. Deren Tochter Lydia, unsere derzeitige stellvertretende "Ortsvorsteherin", wird das Haus an die Familie Englert aus der Felsenmühle verkauft.

 

Das Haus "Auf dem Hügel 23" geht von Jacob Gregorius an dessen gleichnamigen Sohn und weiter an Paul Klett und Hermine "Günsche" Gregorius. Sie verkaufen es 1936 für 5.000 Goldmark an den Gaswerksheizer Jakob "Fips" Mehrfeld und seine Frau Katharina Braun. Deren Kinder verkaufen es 1989 an Hans Klein. Nach dessen Tod im Jahre 1992 gelangt es in den Besitz von Günter Petry (Auf dem Hügel 25). Heute wohnen hier dessen Tochter Jutta und ihr Ehemann Uwe Mouschalla.

 

Bei "Auf dem Hügel 25" wird’s ein bißchen komplizierter, weil das Haus in eine vordere und eine hintere Hälfte aufgeteilt war. Den vorderen Teil besitzen nach der Teilung Wendel Marx und seine Ehefrau Barbara Krämer (oo 1805). Nach Wendel Marx' Tod verkaufen seine Witwe und ihre Kinder an ihren Sohn bzw. Bruder Nicolaus: "Diese genannten Realitäten gehören zur ehelichen Gütergemeinschaft von Wendel Marx und Anna Maria Schwab, die sie lt. Act vor Notar Keller vom 28.12.1866 von Peter Gregorius, Nachtwächter, aus Alsfassen, erhalten haben. Der Ankäufer wird Miteigentümer der neben Wilhelm Fuchs gelegenen Einfahrt zum Hofraum, welcher sich hinter den ehemaligen Häusern von Peter Gregorius befindet, des Horaumes selbst und der in demselben befindlichen Brunnens und des Rechts der Einlagen in den Stall des Peter Wagner. Die Mutter behält sich das Wohnrecht vor; ebenfalls Wohnrecht für Maria, solange sie unverheiratet bleibt; für Margarethe und Barbara, solange sie unverheiratet bleiben und die Mutter lebt. (...) Anna Maria Schwab schenkt ihrer Tochter Maria das ihr persönlich zugehörige Bett mit Zubehör, bedingt sich aber das lebenslange Benutzungsrecht aus." Nach dem Tod von Nikolaus Marx verkauft seine Frau Johannetta den vorderen Teil des Hauses an Johann Rohner und zieht zu ihrer Tochter Maria, die den Bergmann Eduard Ruffing aus Hangard geheiratet hat, ins Haus "Auf dem Hügel 10" um. Den hinteren Teil des Hauses erhält Katharina Gregorius, die Witwe von Mathias Rohner aus Urweiler. 1872 schenkt sie ihrem Sohn Johann ihren Anteil am Haus und behält sich dafür lebenslanges Wohnrecht und Pflege vor. Johanns Tochter Paula heiratet Jakob Strube, genannt "de Oorespeetza". Durch ihn kommt das Haus in das Eigentum der Familie Günter Strube.

 

Auf dem Hügel 17 und 17a ("heenaschd Fuchse")

1788: No. 145

"1 Viertel 23 Ruthen

Hauß samt Zubehörde und gärten, Einseits die 2 vorige, Anderseits folgendes, vorn der Weeg 3 Ruthen ½ Schu, hinten No 140 und Ackerland 2 ruthen 4½ schuh breit."

Der Eigentümer von 1788, Wendel Schmitt, geboren in Breiten, zieht mit seiner Ehefrau Margarethe Lauterborn zwischen 1774 und 1777 nach Alsfassen um. 1782 verkaufen sie das Haus an Johannes Krämer und Barbara geborene König: "Heuth dato den 23ten mey 1782 Kauffte Johanneß Krämer von altzfaßen und mit ihme seine Ehlige Haußfrau Barbara gebohrene König Ein Wohnhauß samt Scheuer, Stallung mit Hoffgering mit eines hinder dem Hauß gelegenen Baumgartten, welches Hauß mit garten zu Altzfaßen in Falckenbösch genand, daß Haus steht zwischen Anton Marckß und Jacob Enkrichß behausung und der Garten ligt Eben wohl Zwischen oben gemelten beyden, ohbigen gärtten,d aß welche sie beyde Käuffer Eheleuthe an sich erkaufft von deme Wendel Schmit von Altzfaßen und seiner Ehefrauen Margaretha gebohrene Lauterboren, Vor und umb die Suma ad 125 R schreybe Hundert Zwantzig finff gulden rheinisch, benebst drinckelt Ein neyer daller so des Ver Käuffren Ehfrau so gleich Empfangen, und an wein Kauff 4 maßen wein Jede maß 32 xr, was daß Kauffgeld deren 125 R belanget, solle ihme Käuffer Ein Zahlungß termin Von dato an Zwey Jahr außgestellet sein. Jedoch mit lauffender ländlicher Interes, Nach Verfloß deren 2 Jahr aber daß Capital abzuzahlen, Vor welches gelt der Christian Jung von St. Wendel sich als Haubtbürg und Zahler anheischig gemacht und sich auch selbst Eigenhändig unterschrieben, wo dann ihme bürgen zu seiner sicherheit Vorbeschriebenes Hauß scheuer stallung sambt garten Verschrieben ist, wie solches alles zu bestättigung allerseiten in der schrift und theils Handzeigen underschrieben worden, also Erben laßen pp." Johannes Krämer vererbt an seinen Sohn Caspar, der an das Ehepaar Jakob Oberinger und Margarethe Schmitt verkauft. Die nächsten Eigentümer sind Michael Riefer und Angela Fuchs, die das Haus vermutlich von Oberinger kaufen. Deren Tochter Elisabeth, eine Lehrerin, und ihr Ehemann Friedrich Schuler aus Wiebelskirchen werden neuer Eigentümer. Ihre Schwestern Paula und Berta betreiben einen Colonialwarenladen, der von Marliese Jakob weitergeführt wird. Schulers Tochter Elisabeth, wie ihre Mutter Lehrerin, heiratet den Bergmann Ludwig Jacob aus Neunkirchen und baut im August 1937 die links liegende Scheune zu Keller und Wohnräumen um. Im linken Teil wohnt heute Marliese Jacob, die Witwe des Gymnasiallehrers Norbert Reitmaier, das rechte Haus ist vermietet. An die alte Form von 1788, wie wir sie von der Karte her kennen, erinnert nur noch der linke Teil des heutigen Hauses.

 

Auf dem Hügel 15 ("veerraschd Fuchse", "Reembels") und 7

1788: No 146

"2 Viertel 32 Ruthen.

Hauß, Scheuer, Stallung und Hofgering samt Garten, einseits voriges, anderseits die 3 folgende, vorn der Weeg, hinten Ackerland."

Eigentümer 1788 sind der Kaufmann und Maurer Anton Marck und seine Ehefrau Anna-Maria Bayard. Vor dem Notar Friedrich Roechling wird am 10. April 1809 ein Vertrag zwischen Anton Marck und seiner Ehefrau Anna-Maria Bayard und deren Sohn Anton Marck und seiner zukünftigen Ehefrau Anna Katharina Schorr geschlossen, in dem das zukünftige Ehepaar den Eltern ihr Wohnhaus für die Summe von 500 Florins oder 1.667 Francs abkauften. Am 29.07.1828 kaufte Anton Müller aus Breiten "das ganze Hauß und der halbe garten" von der Familie Marck für 28 Francs 66 Centimes. 1847 ist Müller Eigentümer des ganzen Grundstückes - die Familie Marck ist mit Mann und Maus und Kind und Kegel nach Dansville im amerikanischen Bundesstaat New York ausgewandert. Seine Tochter Angelika erhält das Haus zusammen mit ihrem Ehemann Wilhelm Fuchs aus Rassweiler. Über deren Tochter Barbara geht das Haus an den Eisenbahnschmied Josef Riefer. Dessen Enkelin Elfriede heiratet Alfred Theissen, ihr Sohn Gerald wohnt heute mit seiner Familie im Haus.

 

Zum Anwesen gehörte bereits 1788 ein allein stehender Stall, der Mitte des 19. Jahrhunderts an Barbara Wachter und ihren Ehemann, den Nachtwächter Nikolaus Schwan aus Urweiler, verkauft wird. Sie bauen darüber ihr Haus "Auf dem Hügel 7" auf. Mit Gesuch vom 04.11.1912 bittet Nikolaus Schwan, sein "durch Brand beschädigtes Anwesen, bestehend aus Wohnhaus mit Stall,..." wieder herstellen zu dürfen. Das Erdgeschoß bleibt unverändert, lediglich Obergeschoß und Treppenhaus werden verändert. Die Arbeiten werden von Bauunternehmer M. Krumpen, Urweiler, durchgeführt. Der Schaden entstand durch ein Feuer, das im Gebälk des Nachbarhauses ausbrach und auf dieses Haus übergriff. Nikolaus' Tochter Barbara heiratet 1919 Wilhelm Krein, deren Tochter Barbara Helene ("Kreine Lenje") den Oberschlesier Edmund Eichner heiratet, den es nach dem 2. Weltkrieg nach St. Wendel verschlägt. Das Haus wird 2002 an Familie Kaspar verkauft.

 

 

Auf dem Hügel 5

1788: No 149

"9 Ruthen 4 Schu, Classe 8

Hauß und Hofgering, Einseits No 146, Anderseits der Weeg, vorn der Weeg 1 Ruthe 13½ schuh und hinten voriges 2 ruthen 15 schuh breit."

Das kleine Häuschen gehört der Gemeinde und wird dem Gemeindehirten Michel Scheid zur Verfügung gestellt. 1784 befindet es sich in desolatem Zustand, es gibt eine Meldung aus dieser Zeit, daß es "zerfallen" sei. Nach 1788 kauft es der Leinenweber Jacob Krämer, der es 1810 an seinen Sohn Wendel weitergibt. 1843 gehört es dem Kaufmann Jakob Frantz aus Bliesen und seiner Frau Katharina Zeyer aus Breiten. Vermutlich durch Kauf geht es an Katharinas Schwester Maria Elisabeth und ihren Ehemann Peter Scheid aus Bliesen. Deren Enkelin Elisabeth ist wieder mit einem Mann aus Bliesen verheiratet, Nikolaus Schumann. Sein Sohn Martin baut mit seiner Ehefrau Clothilde Braun in den 1960ern ein Haus in der Pestalozzistraße, worauf sie dieses Haus an Martins Schwester Rosa und ihren Ehemann Adam Eberhard verkauft. Seit 1985 gehört es Dieter und Conny Burr.

 

Auf dem Hügel 3

1788: No 148

"31 Ruthen 8 Schu

Hauß, zubehör und garten, Einseits No 146, Anderseits der Weeg, hinten voriger 3 Ruthen und wird folgender 2 Ruthen 13 Schu breit."

Das mit Stroh gedeckte Haus gehörte 1788 dem Steinhauer Philipp John aus Kübelberg, der mit der ortsansässigen Barbara Bayard verheiratet war. Als sein Enkel Nikolaus am 12.03.1867 nach Nordamerika auswandert, erwirbt es Katharina Finkler zusammen mit ihrem Sohn, dem Lehrer Wendel Finkler, der im nahegelegenen Schulhaus lehrt. 1894 kauft es das Ehepaar Jakob Pack und Helene Baldes. Letzter Eigentümer ist das Ehepaar Maria Pack ("Packs Maria") und Walter Jung. Seit Marias Tod im Jahr 2000 steht das Haus leer.

 

Wir folgen jetzt der Straße, die sich hinter Hügel 3 quer durch das heutige Spritzenhaus am Hang oberhalb der alten Schule bis hinüber zur Schulstraße zieht und heute völlig verschwunden ist. Hier stand schräg oberhalb des Hauses "Schulstraße 20" ("Hanse") 1843 ein Bauernhaus, getrennt in Wohnhaus und Stall, das der Witwe Wendel Marx gehörte (vermutlich Anna Maria Schwab). Veronika Treinen hat mir erzählt, sie wisse von ihren Eltern, daß die Parzelle, auf der Schulstraße 20 1876 von ihrem Großvater Johannes Schmitt gebaut wurde, mit der "oben auf dem Berg" getauscht wurde. Das dort befindliche Haus (lt. Urhandriß von 1843 gehört es "Wendel Marx Witib") wurde vermutlich um diese

 

 

Baugarten

 

Wir gehen zurück zur Packs Haus, überqueren die Straße nach Südosten und stehen vor einem Block, der von der Schulstraße, dem Hügel, dem Gäßchen und der Alsfassener Straße umrahmt wird. Er trägt den Flurnamen "Baugarten".

 

Auf dem Hügel 4

1788: No 174

"9 Ruthen 11 Schu

Hauß samt Hofgering, einseits No 171 und voriger, Anderseits und vorn gemeiner Weeg und beide unten zugespizt."    Ebenso wie "Auf dem Hügel 5" gehört dieses Haus 1788 der Gemeinde Alsfassen; 1784 wohnt hier ein Hirte namens Theobert Junker. Wendel Schmitt aus Alsfassen kauft es und reißt es ab. Erst sein Enkel Wendel Krein, verheiratet mit Helene Schmitt, baut auf der gleichen Parzelle, aber in völlig anderer Ausrichtung (vorher geht die Front Richtung Schulstraße, jetzt in Richtung Hügel), ein Haus. 1910 führt seine Witwe die Erbauseinandersetzungen. Das Wohnhaus "Flur 22 Nummer 1057/361, Alsfassen Haus Nummer 60, a) Wohnhaus mit Horaum und Hausgarten, b) Scheune und Stall, c) Schweinestall, 311 ar" wird an Emma Krein und ihren Ehemann Josef Schumann verkauft. Die Mutter behält sich das lebenslange Wohnrecht vor. Emmas Enkelin Gisela Spaniol verkauft das Haus 1997 meistbietend.

 

Auf dem Hügel 2

1788: Nr. 173

"12 Ruthen 2 Schu

Einseits die 2 vorige, Anderseits und hinten folgendes, vorn der Weeg."

Das Haus wird zwischen 1786 und 1820 erbaut und gehört "Franz Seilers Witwe" Margarethe Krämer. Seiler stirbt am 9. Januar 1786, seine Witwe am 23. Februar 1820. Das Haus geht an den Leinenweber Peter Krämer, Margarethes Neffen, und seine Ehefrau Anna-Maria Gregorius. 1816 wandert Peter Krämer mit seiner Familie nach Russisch-Polen aus; auf halben Weg aber machen sie wieder kehrt. Hans Stephan aus Bliesen, verheiratet mit Margarethe Gregorius aus Alsfassener Straße 7, wohnt im Jahre 1839 im Haus; vermutlich hat er es von Peter Krämers Erben nach dessen Tod im Jahre 1837 gekauft. Um 1857 verkauft er es zusammen mit seinem Stiefsohn Johann Marx, Schuster zu Breiten, an den Schneider Adam Rommelfanger und seine und Ehefrau Margarethe Klein. 1872 läßt er darüber einen Notariatsakt erstellen, weil der "von ihnen vollzogene Kaufact mit Privatunterschrift (...) am 08.10.1871 beim Brande des Hauses verloren" ging. Familie Rommelfanger wohnt mindestens noch bis 1873 hier und verkauft es an das Ehepaar Peter Klos und Maria Wachter. Deren Tochter Mathilde heiratet den Maschinenschlosser Heinrich-Eduard Heil aus Kaiserslautern. Sie verkauft das Haus an Michele Lipari aus Saarbrücken.

 

Schulstraße 10

1788: No 171

"12 Ruthen 4 Schu

Häuß p. samt Hofgering, einseits die 2 vorige, Anderseits No 173 und 174, Vorn No 164 da 2 ruthen, hinten folgendes zu 3 ruth breit."

Das Haus gehört 1788 Johannes Kornbrust. Vor 1844 wird es in zwei Hälften geteilt, die 1843 mit jeweils 6 Ruthen 2 Schu Johann Krein und Franz Loch gehören. Im Jahre 1864 kaufen der Rottenarbeiter Nicolaus Kraemer und seine Ehefrau Maria das Haus. Eberhard Schunath aus Breiten kauft es in den 1970ern von Familie Krämer.

 

Schulstraße 8

1788: No 170

"4 Ruthen 5 Schu

Ein Hauß samt Hofgering, einseits No 168, Anderseits folgendes, vorn No 164, da 1 Ruthe 3 1/4 schu. Hinten voriges, da 1 Ruthe 3 ½ schu"

Eigentümer 1788 ist Jacob Krämer, danach seine Tochter Margarethe und 1822 vermutlich deren Bruder, der Leinenweber Sebastian Krämer und seine Ehefrau Maria-Barbara Schiffer aus Blieskastel. Im Urhandriß 1843 steht Franz Krämer, um 1900 wohnt hier die Witwe Elisabeth Loch geb. Krämer mit ihrer Tochter Gertrud. Im Jahre 1910 wurde es aufgestockt und später an Jakob Jung und Anna Pfeifer verkauft. Heute gehört es Familie Maas.

 

Schulstraße 6

1788: No 168

"18 Ruthen 10 Schu

Hauß samt Zubehörde und Hofgering, einseits die 2 vorige, Anderseits die 2 folgende, vorn No 164. Hinten der Weeg und voriges"

Eigentümer 1788 sind vermutlich Johannes Neumer und Nikolaus Schubmehl, danach ist es Johannes Krämer, Ehemann von Barbara König, von dem wiederum Caspar Krämer das Haus erhält. Bis 1910 gehört das Haus dem Nikolaus Zeyer und seiner Ehefrau Anna-Maria Kirsch. Sie haben 2½ Morgen Wiesen zu 57 Mark gepachtet und besitzen 2 Kühe. Das Haus wird 1910 an Maria Zeyer und ihren Mann Karl Gräser verkauft: "Hausgrundstück Nr. 74 in Alsfassen Flur 22 Nr. 537, a Wohnhaus mit Scheune b. Stall 2,43 Ar und Flur 22 Nr. 354, Hausgarten 1,82 ar. Der Kaufpreis beträgt 2250 Mark. Der Vater und seine jetzige Ehefrau Maria geborene Kirch auch der Letzlebende von ihnen behalten das lebenslängliche Recht, in obigen Hause in dem Zimmer gleich rechts vom Eingang im unteren Stockwerk unter Ausschluß des Eigentümers zu benutzen und die Küche im Hause als Durchgang zu benutzen. Ferner behalten dieselen in dem auf den Kaufgrundstücken stehenden Stalle Platz für ein Stück Rindvieh und Platz zur Unterbringung von Viehfutter und desgleichen sowie die Mitbenutzung von Keller und Speicher; endlich behalten sie das ausschließliche Benutzungsrecht an einem Viertel des verkauften Hausgartens; dasselbe erstreckt sich am Stalle des Lokomotivführers Jung hinunter. ... Die Käuferin ist ferner verpflichtet, Ihren Vater und dessen Ehefrau Maria geborene Kirch in alten und kranken Tagen zu verpflegen, die erforderlichen baren Auslagen tragen diese selbst. Der Wert der Verpflegung beträgt pro Jahr 50 Mark."

Von der Familie Gräser ersteigerte 1937 der Heimatforscher und spätere St. Wendeler Ehrenbürger Hans Klaus Schmitt mit seiner Frau Ida Elisabeth Jung das Haus, das heute von seinem Sohn Gerd und seiner Familie bewohnt wird.

 

Schulstraße 4

1788: 166

11 Ruthen 7 Schu

Das Haus wird vor 1818 gebaut. In diesem Jahr verkauft Lorenz Schuh, Tagelöhner in Breiten, seinen Anteil am Haus an Nicolas Dres, Tagelöhner in Alsfassen, der diesen am 20.04.1823 für 137 Gulden an den Schweinehirten Jakob Kannengießer aus Alsweiler verkauft (oo 1810 mit Anna-Maria Koob). Kannengießer kauft 1840 von Franz Lauterborn dessen Haus in Breiten, da dieser mit seiner Frau Anna Maria Krein nach Dansville im amerikanischen Bundesstaat New York auswandert. Zwischen 1840 und 1843 veräußert Kannengießer das Haus an den Schuster Peter Josef Zeyer und seine Ehefrau Anna-Maria Kornbrust. Knapp hundert Jahre später gehört es der Familie Uhl, die es an das Ehepaar Willi Rein und Agnes Koob verkauft. Über deren Tochter Anita gelangt es an Markus Antz.

 

Alsfassener Straße 3

1788: 165

"1 Viertel 11 Ruthen 8 Schu

Garten in den Baugarten

Einseits der Weeg, da 3 Ruthen 10 schu, ferner 4 Ruthen 14½ schu, Anderseits Niklas Wagner mit No 164, da 7 Ruthen 5½ Schu, ferner 3 Ruthen und ½ schu lang, vorn der Weeg, da 4 Ruthen 12 Schu, hinten No 164. da 10½ schu, und Niklas Riefer mit No 166. da 5 Ruthen 4 schu breit".

 

Sebastian Riefer, der Eigentümer des Grundstückes, verkauft an seinen Schwiegersohn Johann Ost aus Baltersweiler, der mit seiner Ehefrau Katharina Riefer um 1806 das Haus baut. Dessen Söhne Philipp, Ackerer, und Joseph Ost, Wirth, beide in Alsfassen, erklären 1871, zufolge eines vor Notar Hen am 27.03.1841 aufgenommenen Actes habe Philipp Ost seinen Anteil von dem im Orte Alsfassen gelegenen elterlichen Wohnhause mit Garten und Bering an Joseph Ost verkauft. Ferner habe der Vater der Comparenten, nämlich der verstorbene Johann Ost zufolge Actes vor Notar Hen vom 23.06.1842 auch seinen Antheil, bestehend in der Hälfte der Realitäten, ebenfalls verkauft. Beim Ableben des Vaters seien noch zwei andere Geschwister am Leben gewesen, nämlich Johann Ost und Barbara Ost, und sei eine dritte Schwester Elisabetha Ost nach dem Ableben der Mütter Catharina Riefer verstorben. Ueber die Antheile dieser drei Geschwister seien bisher unter den beiden erschienenen Brüder noch kein Abkommen getroffen worden. Philipp Ost verkauft zum Zwecke der Theilung und Consolidation an Joseph Ost die ihm zustehende Hälfte an dem Antheile der verstorbenen drei Geschwister vom elterlichen Hause mit Zubehör. Das steht in Alsfassen neben der Straße nach Bliesen, Nicolaus Weinand, Johann Wachter und dem Wege zum Schulhause unter Flur 22 Nr. 350 und 351.

 

Josefs Geschäft wird in der St. Wendeler Gewerberolle zwischen 1867 und 1881 stets als "durchschnittlich" bezeichnet. 1880 gibt es ein paar Details: "Joseph Ost, Krämer + Bäcker, 1 Laden, keine Gehilfen, backt 2x wöchentl. Brot; Schankwirth, 1 Schanklokal, 1 Tanzsaal, mittlerer Umfang" Er ist in erster Ehe mit Katharina Federkeil, in zweiter Ehe mit seiner Cousine Elisabeth Riefer verheiratet. Im Jahr 1900 wohnt sein Sohn Josef Ost mit seiner Ehefrau Katharina Baltes aus Hermeskeil im Haus. Sie halten 6 Kühe, 4 Schweine und einen Hund. Ihre Gastwirtschaft wird "Hennesse" genannt:

 

"Hénna Hennesse Hannesse Hous

Hänge hónnadd Hémde rous

Hónnadd Hémde hänge rous

Hénna Hennesse Hannesse Hous"

 

[So hat's mir meine Schwiegeroma Helene John erzählt; interessanterweise hat mein Großvater Walter Geiger aus Baltersweiler für ein Haus in Baltersweiler fast den gleichen Spruch. Dort ist aber von 100 Hunden die Rede]

 

Nach Osts Tod heiratet seine Frau Katharina den Lok-Führer Johann Neumer aus Alsfassener Straße 84. Der baut nach ihrem Tod die vormalige Scheune in das Wohnhaus Alsfassener Straße 5 um und wohnt dort mit seiner zweiten Frau Katharina Schwan. Sein Sohn Peter-Johann-Friedrich Neumer ist Metzgermeister und eröffnet ungefähr 1933 im Erdgeschoß eine Metzgerei, die heute von seinem Sohn Hans fortgeführt wird.

 

Alsfassener Straße 7

1788: 164

"3 Viertel 26 Ruthen

Ein weeglang stück, Einseits die 4 vorige und der Weeg, Anderseits Anstößer und folgendes, unten der Weeg und oben auch der Weeg"

Das Haus wird um 1800 von Adam Gregorius und seiner Ehefrau Margarethe Wagner (oo 1797) gebaut. Seine Berufe werden wahlweise mit Spielmann, Musiker, Fiedler und auch Ackerer angegeben. Seine Tochter Elisabeth Gregorius heiratet 1828 den Maurermeister Johann Nikolaus Weynand, dessen Name wir 1843 im Urhandriß finden. Sie verkaufen am 10.11.1869 ihrem Sohn Nicolas Weynand, Ackerer, und ihrer Schwiegertochter Margarethe Backes zu gleichen Theilen ihr im Orte Alsfassen neben der Straße, Joseph Ost, Michel Gregorius, Caspar Kraemer und Joseph Zeyer Witwe sowie neben Anton Knoll, Anton Julius und Johann Wobido gelegenes Wohnhaus mit Scheune, Stallung, Gras- und Gemüsegarten und Bering, Fläche 103 Ruthen 40 Fuß, Flur 22 Nr. 367 und 369 für 1000 Thaler, behalten sich aber das lebenslange Wohnrecht vor. Deren Sohn Michael Weynand ist erster Rendant der Kreissparkasse St. Wendel, er ist mit Katharina Göbel aus St. Wendel verheiratet. 1882 ist er nach Trier umgezogen und verkauft  verkauft Haus und Gelände am 18.04.1882 an den jüdischen Kaufmann Bernhard Herrmann und seine Ehefrau Bertha Wolff. Ihr jüngster Sohn Hugo Herrmann, geboren am 14.3.1889 in Alsfassen wird 1941 von Köln nach Litzmanstadt (Lodz) deportiert; sein Sterbeort ist unbekannt, nach dem Krieg wird er für tot erklärt. Bernhard Herrmann verkauft Haus und Gelände am 24.09.1894 für 5.550 Mark an den Bergmann Jakob Ost aus Baltersweiler und seine Ehefrau Maria Langendörfer aus Alsfassen. Sie wohnen 1900 im Haus mit ihren KindernJakob, Maria, Johann und Karl-Peter. Sie halten eine Kuh und ein Schwein. Als Jakob Ost und seine Frau sterben, wird das Haus versteigert, da sich die Kinder uneinig sind. Es gelangt in das Eigentum des Justizangestellten Eduard Josef Kornbrust aus St. Annenstraße 53 und seiner Ehefrau Elisabeth Eckert. Heute gehört es deren Kindern.

 

Alsfassener Straße zwischen 7 und 9 "Neusersch Haus"

1788: Nr. 157

"5 Ruthen

Garten, einseits nach oben und unten der gemeine Weeg, anderseits folgendes und No 161, ist irregulaire. Nikolaus Wagner modo Niklas Gregorius"

 

Im Eintrag von 1788 ist das Wort "Garten" durchgestrichen und durch "Platz" ersetzt; später wurden die Worte "Hauß und Hofgering" hinzugefügt.

Erbauer des Hauses ist der Ackerer Nikolaus Gregorius, der in erster Ehe mit Anna-Maria Klein aus Bliesen verheiratet ist. Das Wort "modo" weist ein verwandtschaftliches Verhältnis zwischen Wagner und Gregorius nach, tatsächlich ist Wagner ein Bruder von Gregorius' Mutter.

Nikolaus Gregorius, "genannt der Dritte", läßt am 21.02.1851 - kurz nach dem Tode seiner ersten Frau - "das im Orte Alsfassen gelegene Wohnhaus, nebst Scheune, Stallung und Zubehör nebst einem drüberliegenden Garten", das begrenzt wird "von dem Eigenthum des Nikolaus Weinand, des Nicolas Petri und der Dorfstraße" öffentlich versteigern. Das Gebäude wird für 569 Thaler von "dem Michael Gregorius, Adams Sohn, Ackersmann wohnhaft zu Alsfassen, unter solidarischer Bürgschaft des Nikolaus Gregorius, Adams Sohn, Ackersmann dahier wohnhaft, ersteigert." Michel ist mit Klara Scheffler verheiratet (oo 1852). Über ihre Tochter Anna-Katharina und deren Ehemann Peter Schumacher aus Oberthal kommt das Haus um 1930 an deren Tochter Klara Katharina Schumacher und ihren Ehemann, den Versicherungsinspektor Heinrich Neuser aus Wilgersdorf, Kreis Siegen. Von ihm stammt auch der obengenannte Hausname. Das Haus wurde in den 1950ern im Zuge der Straßenverbreiterung abgerissen. An seiner Stelle steht heute der von Alt-Ortsvorsteher Hans Kolling gestiftete Dorfbrunnen.

 

 

Brandbecksgarten

 

Am südlichen Ende von Alsfassen liegt ein weiterer Block, dessen westlichster Ausläufer den Flurnamen "Brandbecksgarten" trägt. Dieser Name stammt aus dem frühen 17. Jahrhundert: im Jahre 1606 wird ein "Nickel Brandtbeck" genannt, er ist Wirt zu Niederweiler. Er wird begrenzt von der Schulstraße, dem Martinsweg und der St. Annenstraße.

 

Alsfassener Straße 1 "Gerbaschde"

1788: No 176

Neben dem Röhn'schen Lagerbuch gibt es eine weitere Parzellenbeschreibung, die nur ein paar Jahr jünger ist. Der damalige Eigentümer, der Rothgerber Sebastian Riefer, nach dem auch der Hausname "Gerbasche" = "Gerb(er Se)bast(ian)" benannt ist, ließ sich 1793 ein eigenes Lagerbuch für seine Ländereien anfertigen, worin natürlich auch sein Haus bezeichnet und gezeichnet wurde:

"1 Viertel. Hofgering und Garten im Dorf Alzfaßen.

Einseits der Breitner Weg, da von unten an 6 Ruthen 1¼ Schu, ferner 4 Ruthen 4 Schu. Anderseits Johanns Krähmer mit No 177, da von unten 1 Ruth 2 Schu, ferner 4 Ruthen 1½ Schu lang, der Winckel 1 Ruth 8¼ Schu breit, unten zwischen dem Weeg und Johann Krämer zugespizzt "

In Alsfassen gibt es zwei Riefer-Linien, die in Alsfassener Straße 12 und die hier in Alsfassener Straße 1 - bis ins späte 18. Jahrhundert gibt es keine familiären Beziehungen. Diese Linie - übrigens auch meine über meinen Urgroßvater Karl Riefer ("die Getsch") - läßt sich bis auf einen Nikolaus Riefer zurückverfolgen, der um 1690 Angela Schwan heiratet. Sein Enkel Sebastian (oo Barbara Finkler) ist 1788 Eigentümer, gefolgt von seinem Sohn Sebastian (oo Anna-Maria Leidinger aus Noswendel) und dessen Sohn Sebastian (oo Elisabeth Gregorius). Nächster Riefer in der Reihe ist dessen Sohn Johann (oo Katharina Scheffler vom Winkenbacher Hof), gefolgt von dessen Tochter Katharina, die den Eisenbahnschlosser Wendel Krämer heiratet. Deren Sohn Kaspar Krämer heiratet Maria Lermen vom Bärhof bei Theley und übernimmt das Haus. Emmi Krämer, die Witwe seines Sohnes Paul, wohnt jetzt im Haus. Vor ein paar Monaten wurde die alte Scheune abgerissen und durch ein modernes Wohnhaus ersetzt.

 

 

Schulstraße 1

1788: No 177

"2 Viertel 19 Ruthen 8 Schu.

Hauß, Hofgering und Garten, einseits voriger, Anderseits folgender, da 10 Ruthen 14 Schu lang, vorn und hinten Weege."

Johannes Koob ist der Eigentümer 1788, gefolgt je zur Hälfte an seinen Schwager Wendel Marx aus Urweiler (oo Maria Katharina Koob) und Johannes Krämer, Ehemann von Barbara König. Das ganze Haus erwirbt Franz Krämer, Ehemann von Anna-Maria Paul; er bleibt Eigentümer bis mindestens 1843. Um 1910 gehört das Haus Friedrich Schmitt jr. und seiner Frau Magdalena Ambos. Das Haus gehört heute einer Tochter aus dieser Ehe.

 

 

Schulstraße 3

1788: No 178

"2 Viertel 28 Ruthen

Hauß samt Zubehör, Hofgering und garten, Einseits voriger, da 10 ruthen 14 schu lang, Anderseits die 2 folgende No 183 und 184, oben und hinten Weege"

Erster bekannter Eigentümer ist Johann-Adam Finkler (oo I. 1750 Anna-Maria Koob, oo II. 1774 Anna-Maria Junck). Er verkauft das Haus an das Ehepaar Johann Kornbrust und Anna-Maria Spielmann. 1843 sind deren Sohn, der Steinhauer Sebastian Kornbrust, und seine Ehefrau Anna-Maria Schmitt Eigentümer. Über die weitere Folge gibt uns ein Notariatsakt aus dem Jahre 1846 Aufschluß: "... auch hätten ihre Eltern ihr Wohnhaus mit Zubehör durch Akt des unterzeichneten Notars vom achten Merz laufenden an ihren Sohn Jakob Kornbrust eigenthümblich abgetreten ..." Jakobs Enkel Elisabeth heiratet Peter Schumacher, deren Tochter Agnes Max Heininger aus Bayern, der nach dem 2. Weltkrieg nach Alsfassen zurückkehrt. Heute gehört das Haus ihrem Sohn Max.

 

 

Schulstraße 5

1788: gehört zu 178

Der Maurer Sebastian Kornbrust baut das Haus zusammen mit seiner Ehefrau Magdalena Helena Kunz vermutlich kurz nach ihrer Heirat im Jahre 1833. Am 3. Oktober 1870 beschließen sie, ihr Vermögen an ihre vier Kinder aufzuteilen: "Sie seien beide jetzt schon so bejahrt, daß sie ihren geringen Ackerbau aus eigener Kraft nicht mehr ferner fortbetreiben könnten. (...) Bereits früher haben sie mit Act vom 06.05.1868 an ihren Sohn Jacob Kornbrust eine Baustelle verkauft, an ihren Sohn Nicolaus Kornbrust mit Act vom 26.02.1869 ihr Haus mit Zubehör im Orte Alsfassen." Der Maurer Nikolaus Kornbrust heiratet 1870 Elisabeth Baldes aus Roschberg. Sie wohnen im Jahre m Haus, haben 4 Morgen Land für 36 Mark gepachtet, eine Wiese für 120 Mark und halten sich 2 Kühe und 2 Schweine. Ihre Enkelin Maria Kornbrust, Tochter von Jakob Stephan Kornbrust und Anna Klees, zieht 1947 mit ihrem Ehemann, dem Friseur Josef Schuch aus Oberthal, in das Haus. Seit ihrem Tod im Jahr 2000 steht das Haus leer; vor kurzem ist es verkauft worden, und es geht das Gespräch, daß es abgerissen werden soll. 2020 erinnert sich schon kaum ein Mensch mehr daran.

 

Schulstraße 7

1788: No 179

"25 Ruthen 8 Schu

Hauß samt zubehörde und Hofgering, einseits voriges, Anderseits der Weeg, vorn der Weeg und hinten die 2 folgende, da 5 Ruthen 14 schu"

 

1788 gehört das Anwesen Franz Spielmann aus Alsfassen und seiner Schwester Barbara, der Witwe von Franz Seiler. Franz Spielmann wird von seinem Sohn Sebastian beerbt, der mit Anne Margarethe Stass aus Neunkirchen verheiratet ist. Ihre Tochter Marianne heiratet Nikolaus Recktenwald aus Bliesen. Diese verkaufen am 06.06.1841 ihre Gärten in den Brandbecksgärten an ihren Nachbarn, Sebastian Kornbrust, in Schulstraße 5. Das zugehörige Haus mit 12 Ruthen 12 Schu geht an Jacob Fleck aus Alsweiler. Sein Sohn Johann ist mit Margarethe Krämer aus Alsfassen verheiratet. Johann reißt das alte Haus ab und baut es neu auf, diesmal mit angebauter Scheune: "Johannes Fleck und seine Ehefrau Margretha Graeber, Ackersleute in Alsfassen, nehmen bei Conrad Neufang in Oberlinxweiler die Summe von 100 Thalern und geben als Sicherheit u.a. ein neuerbautes Wohnhaus mit Scheune, Stallung, Hofbering, Garten und anderem Zubehör zu Alsfassen am südlichen Ende des Ortes in der Nähe des Schulhauses zwischen Sebastian Kornbrust und dem Weg gelegen". Am 27.12.1869 läßt Johanns Witwe das Haus versteigern; es wird für 985 Thaler dem Nicolas Fleck zugeschlagen. Doch der behält es noch keine vier Wochen: "Nicolas Fleck, Schreinergeselle in Alsfassen, emanzipirter minderjähriger Sohn der verstorbenen Johann Fleck und Margarethe Krämer, im Beistand seines gesetzlichen Curators Johann Wachter, Ackerer in Alsfassen, verkauft am 24.01.1870 an Jacob Altmeyer, Tagelöhner in Alsfassen, das neben Sebastian Kornbrust und dem Weg gelegene Wohnhaus mit Scheune, Stallung und Bering und Garten ... für 990 Thaler". Der neue Eigentümer ist mit Elisabeth Bur aus Roschberg verheiratet. Seine Tochter Katharina heiratet 1898 den Bergmann Nikolaus Stabler. Dieser Familie gehört das Haus auch heute noch. Stall und Scheune sind in Wohnraum verwandelt worden (Schulstraße 7a); die Wohnungen sind vermietet.

 

Alzfassen

 

Zum Schluß wenden wir uns wieder nach Norden zum letzten Block in Alsfassens Mitte, der umrahmt wird vom Hügel, dem Falkenbösch, der Alsfassener Straße und dem Gäßchen. Und der als Flurname auch gleichzeitig die Ortsbezeichnung trägt: "Alzfassen". 13 Grundstücke sind enthalten mit sechs Gebäuden.

 

Alsfassener Straße 17

1788: No 150

"1 Morgen 3 Viertel 24 Ruthen

Ein Wohnhaus samt Schäferey, Hofgering und Garten, Ein- und Anderseits nach oben gemeine Weege, vorn verschiedene Anstößer und der gemeine Weg."

 

Das älteste bekannte Haus in Alsfassen wird 1655 zum ersten Mal schriftlich erwähnt und von Sebastian Klein an die Familie von Hame verkauft. 1677 brennt es zusammen mit der Stadt St. Wendel und wird 1668 wieder aufgebaut. Bis in die 1770er dient es als Wohnhaus des von Hamischen Schäfers. Als Franz Ernst von Hame stirbt und die Alsfassener ihren Prozeß gegen seine Erben wegen der Schäferei von Alsfassen gewinnen, wird der große Schafstall, der auf der linken Seite im Falkenbösch steht (heute Falkenbösch 1 - 3), abgerissen und das Haus durch Johann Knoll, den Sachverwalter der Familie von Hame, versteigert - an sich selbst. Er wohnt in St. Wendel, das Haus ist an den Hirten Konrad Koob vermietet. Ab 04.04.1813 wohnt hier der Ackerer Jakob Bayard aus der Alsfassener Straße 12. Er vererbt es an seine beiden Schwiegersöhne Wendel Altmeyer und Peter Schreiner. Sie verkaufen an Peter Scheffler vom Winkenbacherhof. Und der verkauft es noch vor 1843 an Franz Schubmehl aus Breiten. Dessen Sohn Peter ist zweimal verheiratet, über einiges hin und her erbt die Nichte seiner Frau, Maria Maldener, um 1900 das Haus. Sie ist mit Wendel Zeyer verheiratet, der nach dem Umzug ins Haus nur noch "Schäferei Wennel" genannt wird. Sein Sohn Edmund wird Eigentümer des Hauses. Anfang der Vierziger Jahre tauscht er es gegen ein Haus in der neuen Siedlung auf dem Tholeyerberg, das seiner Stiefschwester (aus 2. Ehe) Johanna Zeyer und ihrem Ehemann Peter Umhofer gehört. Diese ziehen daraufhin in Alsfassener Straße 17. Nach Johanna-Maria Zeyers Tod verkaufen ihre Kinder das Haus im Jahr 1980 an den Heilpraktiker Siegfried Hoffmann und seine Ehefrau Fumiko Terauchi. Am 1. Oktober 1998 verkaufen sie es meine Frau Anne und mich.

 

Die oberhalb des Hauses liegenden, vertikal verlaufenden, langgezogenen Grundstücke gehörten ursprünglich zum Haus, wurden aber entweder mitversteigert oder später verkauft. Auf ihnen wurden die Wohnhäuser auf der östlichen Seite des Hügels gebaut.

 

Alsfassener Straße 11 - 13 - 15

1788: No 151

"32 Ruthen 4 schu.

Hauß, Scheuer, Stallung Hofgering und Gärtgen, einseits und oben voriges, Anderseits folgendes, unten der gemeine Weeg."

Die ältesten bekannten Eigentümer sind der Schuster Nikolaus Altmeyer und seine Ehefrau Barbara Born, gefolgt von seinem Sohn Caspar und dessen Ehefrau Angela Marck. Nach Caspars Tod wird das Haus um 1822 geteilt. Tochter Katharina und ihr Ehemann Nikolaus Gregorius erhalten die obere Hälfte:

 

Alsfassener Straße 15 ("Bayer Jääbs"). Die Nachkommen seines Sohnes Peter verkaufen das Haus um 1927 an den Hüttenarbeiter Jakob Schmitt und seine Ehefrau Maria Schreier. 1938 gehört es einer Familie Petri, 1983 wird es an Maria Berens verkauft, die es an ihren Sohn Roger und seine Ehefrau Siglinde Engel weitergibt. Das Haus wird seit 1822 um einen Anbau nach oben erweitert und aufgestockt.

 

Alsfassener Straße 13. Caspar Altmeyers Tochter Elisabeth und ihr Ehemann Johann Born erben die untere Hälfte. Als Elisabeth stirbt, heiratet ihr Mann wieder und wandert 1847 nach Amerika aus. Das Haus wird zuvor versteigert und für 502 Thaler in bar dem Ackerer Philipp Ost zugeschlagen. Von Ost kommt das Haus an Nikolaus Munkes, der um 1900 die Scheune unterhalb zum Wohnhaus Alsfassener Straße 11 umbaut. Seine Tochter Gertrude heiratet Wilhelm Pees aus St. Wendel, ihre Kinder verkaufen 1984 an Paul Reymond aus Hofeld, dessen Witwe heute noch im Haus wohnt.

 

Alsfassener Straße 11. Von Nikolaus Munkes geht das Haus an den Feldhüter und Bergmann Peter-Martin Wagner und seine Frau Maria Munkes, die hier mit 14 Kindern wohnen. Damals ist die Alsfassener Straße noch viel schmäler, und das Haus mit angebauter Scheune ragt bis fast zum heutigen Mittelstrich vor. Als die Stadt St. Wendel die Straße verbreitert, verkauft Wagner das Haus an die Stadt, die daraufhin die Scheune niederlegt (ebenso wie das Manderscheidsche Haus gegenüber) und das Haus an Andreas Schade und seine Ehefrau Maria verkauft. Sie wohnt heute noch mit ihrer Tochter Catharina im Haus.

 

Alsfassener Straße 9

1788: No 153 und No 154

"153. 3 Ruthen 4 Schuh

WohnHauß samt halber Scheuer und Hofgering, Einseits der gemeine Weeg, Anderseits folgender, stost vorn auch an den Weeg, da 1 Ruth 14 3/4 Schu und an voriges, daselbst 1 Ruthe 2 Schu breit

154. 38 Ruthen 8 Schu

Ein Wohnhauß samt Scheuer und Hofgering und Garten, Einseits No 152, Anderseits die 2 folgende, stost oben an No 150, unten an voriges"

Das heutige Haus Alsfassener Straße 9 besteht 1788 aus zwei einzelnen Gebäuden, eins mit Front zum Garten (153), eins mit Front zur Straße (154). Gebaut werden beide als ein Haus 1658 von Franz Ernst von Hames Großvater Johann Wilhelm; 1738 ist Andreas Born der Eigentümer. 1788 gehört No 153 Susanna Born aus Urweiler, Witwe von Johann Krämer. Nikolaus Finkler, ebenfalls mit einer Born aus Urweiler verheiratet, ist der nächste Eigentümer. Peter Gregorius aus Alsfassen erhält einen Teil des Hauses, den er an seinen Bruder Adam weitergibt. Adam ist auch Eigentümer von 154, das über seine Ehe mit Margarethe Wagner, Tochter von Nikolaus, an ihn gelangt ist. Sein Sohn Johann wird Eigentümer des ganzen Hauses, 153 und 154. Seine Witwe Barbara Huschar schenkt es am 1. Juni 1869 ihrem Sohn Johann Gregorius, als Eigentumsübergang wird der Moment ihres Ablebens vereinbart; sie stirbt am 10.11.1879. Im Jahre 1906 kaufen der Wagner Nikolaus Lellig aus Mannebach und seine Ehefrau Maria Gelhausen das Haus von Johann Gregorius und seiner Ehefrau Anna Gref. 1935 geht es auf seinen Sohn Nikolaus über. Um die Mitte des vorigen Jahrhunderts wird das Dach gedreht, so daß der Giebel jetzt zur Seite schaut. 1979/1980 bauen Manfred und Gudrun Lellig die nördlich liegende Scheune zu einem Wohnhaus um.

 

Im Gäßchen 6 + 6a

1788: No 155 sub No 150

"14 Ruthen 8 Schu und 14 Schu

Wohnhaus und Hofgering und Garten

einseits No 150 da 3 Ruthen 10 Schu lang, anderseits folgendes, stoßt hinten an voriges und No 150 da 3 Ruthen 9¼ Schu und an den Weeg da 4 Ruthen 6 Schu breit

und nach 4 Schu weiter aus No 150 vom Glockengarten."

Das Haus gehört 1788 Johann-Adam Wagner, der es an seine Tochter Margarethe aus erster Ehe vererbt. Von ihr geht es "modo" an Henrich Lehmann und weiter an Nikolaus Schubmehl aus Breiten. Der wandert um 1847 nach Amerika aus, das Haus geht an den Bruder seiner Schwiegertochter Anna-Maria, den Maurer und Wollspinner Franz Schwan. Heute gehört es Roswitha Schuldt und ist vermietet.

 

Im Gäßchen 2 - 4

1788: No 156

"13 Ruthen 4 Schu

Hauß, Scheuer, Stallung und Hofgering, Einseits No 154, Anderseits der Weeg, stost oben an vorigen und spizt nach unten zwischen No 154 und dem Weeg zu."

Der Eigentümer 1788 heißt Nikolaus Wagner, seine Ehefrau Anna-Maria Born stammt aus dem Nachbarhaus Alsfassener Straße 9. Über ihre Tochter Anna-Maria geht das Haus an seinen Schwiegersohn Jakob Michels, der das Haus und Gelände zu 8 Ruthen 11 ¼ Schu (das sind 2/3) an seinen Sohn Nikolaus Michels und zu 1/3 an seinen Schwiegersohn Nikolaus Schubmehl, einen Maurer aus Breiten, vererbt. Diese Aufteilung besteht noch heute. Die Schubmehls wanderten nach Amerika aus, und da die Michels in den Familienbüchern nicht mehr auftauchen, gehe ich davon aus, daß sie ebenfalls ausgewandert sind. Das beiden Häuser wurden vermutlich versteigert:

Im Gäßchen 2 geht an Wilhelm Fetzer und seine Frau Theresia Altmeyer, genannt "Schützebaschde Rees", die in zweiter Ehe den Schmied Friedrich Weber aus Salzig bei St. Goar heiratete. Nach ihrem Tod 1939 geht das Haus an die Familie Grenner. Heute gehört es Christine Schäfer.

 

Neuer Eigentümer von Im Gäßchen 4 ist 1843 Nikolaus Petry aus Selbach. Von ihm kommt das Haus an den Tagelöhner Nikolaus Kornbrust aus Breiten, der noch 1900 mit seine Ehefrau Elisabeth Wobido, zwei Kühen und einem Schwein im Haus wohnt. Das Haus gehört ihrer Tochter Helene, Ehefrau des Hufschmieds Michel Angel. Über deren jünste Tochter Elisabeth geht es an den Bergmann Johann Piro aus Hofeld, dessen Tochter Mathilde, Witwe des Anstreichers Heinz Jeremias, heute Eigentümerin ist. Im Jahre 1965 bauen ihre Schwester Helene und deren Ehemann Josef Jakob Marx Stall und Scheune zu einem Wohnhaus, Im Gäßchen 4a, um.

 

Auf dem Hügel 8

1788: 150g

"37 Ruthen

derselbe (= Wendel Schmitt ) Hauß platz, Hofgering und Garthen modo Michel Schmitt modo Jacob Bayardt davon Marg. Wagner 14 schu besitzt."

Der Eintrag in Anführungszeichen ist ein Nachtrag ins Lagerbuch von 1788. Margarethe Wagner siehe Im Gäßchen 6 + 6a.

Wendel Schmitt ist mit Margarethe Lauterborn verheiratet. Er wohnt im Haus Hügel 17 und nutzt diese Parzelle als Garten. Sein Bruder Michel (oo Anna Maria Artner) baut vermutlich das Haus; er verunglückt beim Bau von Sibbmichels Wirtschaft (Alsfassener Straße 10) tödlich. Das Haus kommt an dessen Sohn Wendel Schmitt, der 1843 Eigentümer ist. Im Februar 1862 überträgt Elisabeth Bayard, die Witwe von Peter Krein aus Alsfassen in Form eines Kauf- und Alimentenvertrages ihre Hälfte am Haus an den Maurer Nicolaus Munkes und dessen Ehefrau Margarethe Schreiner aus Alsfassen für 250 Thaler; sie bedingt sich das lebenslange Wohnrecht und Pflege. Die andere Hälfte gehört Theobald Meyer, Schneider in Alsfassen. Deren Tochter Katharina übernimmt das Haus mit ihrem Ehemann, dem Bergmann Jakob Schneider aus Oberthal, genannt ""Lääme Jokkob". Sie wohnen hier im Jahr 1900. Nach dem Tod ihrer Tochter Paula, verheiratet mit Julius Donie (aus Hügel 8), geht das Haus durch Erbgang an Klaus Schal in Alsfassen, der es 1990 an Thomas und Sabine Wecker verkauft.

 

Auf dem Hügel 10

1788: 150 f

"35 Ruthen. Wendel Schmitt <s>senior</s>  der jung"

Das Haus wird zwischen 1823 und 1843 von Johann Bayard und dessen Ehefrau Angela Oberinger gebaut, denn im Notariatsakt von 1859 heißt es wörtlich: "Dieses Haus wurde während bestehender Ehe der Eltern Johann Bayard und Angela Oberinger auf dem Grund und Boden der Letzteren gebaut." Am 15. Mai 1859 verpflichtet sich Wendel Bayard verbindlich, seinen zu diesem Zeitpunkt 62 Jahre alten Vater Johann Bayard von diesem Tag an bis zu seinem Lebensende vollständig in Wohnung, Kost, Kleidung und Pflege zu halten. Sein Vater ist momentan noch in der Lage, sich als Tagelöhner etwas zu verdienen, welcher Verdienst ihm als Taschengeld verbleibt. Während der Lebzeiten seines Vaters ist Wendel Bayard außerdem verpflichtet, seinem Bruder Johann Bayard an jedem Sonntag ein halbes Pfund Tabak zu geben. Im Ausgleich verzichtet der Vater Johann Bayard dem Wendel Bayard gegenüber auf (vermutlich) seine Ansprüche am Wohnhaus. Am gleichen Tag verkauft Johann Bayard junior seinem Bruder Wendel sein ihm zustehendes Drittel am Haus. Das noch ausstehende Drittel gehört ihrer Schwester Margarethe. Wendels Ehefrau Katharina Marx wohnt 1900 als Witwe im Haus, bei ihr die taubstumme Margarethe. August Ruffing und seine Frau Maria Marx ("Enne Marie") ziehen 1907 von "Auf dem Hügel 25" nach hier um. 1924 baut August Ruffing das Haus um. Seine Tochter Hildegard und deren Ehemann Rudolf Zeyer übernehmen das Haus und renovieren es 1953.

 

Herr Zeyer erzählte mir vor ein paar Jahren, daß er, als er aus dem Krieg zurückkam, von Uniformen die Nase voll hatte. Lauthals verkündete er: "Nie wieder ziehe ich eine Uniform an". Er fand Arbeit bei der Stadt. Dann bot sich ihm eine Gelegenheit, und er kam bei der Polizei unter - und trug die Uniform sein restliches Arbeitsleben lang.

 

Auf dem Hügel 12+14

1788: 150d

"34 Ruthen

Wendel Schmitt von Alsfassen senior

Jacob Oberinger"

Das Haus wird vor dem 01.06.1843 gebaut. Es besteht aus Haus und Scheune. Das Haus gelangt - vermutlich durch Verkauf - an den Leinenweber Nikolaus Krämer (Schulstraße 1) und seine Frau Anna-Maria Krämer (Hügel 6). Um 1900 wird es von und ihrer Tochter  Maria Katharina und ihrem Ehemann, dem Fabrikarbeiter Johann-Ludwig Grimm, genannt "Saar-Loui" bewohnt; bei ihnen wohnt ihr Bruder Johann Krämer und seine Ehefrau Katharina Reinshagen. Grimms Tochter Katharina und ihr Ehemann, der Bergmann Johann Julius Donie, übernehmen das Haus, das durch Erbgang an ihren Sohn Walter Donie und dessen Ehefrau Maria Baltes übergeht. Sie bauen die rechterhand gelegene Scheune zu einem Wohnhaus um.

 

Tabell II - der Dorfbann von Breiten.

 

[Bei meinen Forschungen richtete sich mein Hauptaugenmerk bisher auf Alsfassen (und da gabs schon genug zu tun). Daher kann ich über Breiten meistens nur die Daten von 1788 aus dem Stadtarchiv, die vom Urhandriß von 1843 aus dem Katasteramt und ggf. die heutigen liefern. Vereinzelt liegen mir auch weitere Daten vor. Hier ist auf jeden Fall noch viel zu tun.]

 

Der Breitener Dorfbann ist in vier unterschiedlich große Blöcke geteilt, die insgesamt 299 Parzellen beinhalten, davon bebaut allerdings nur 16 Parzellen. Der Dorfkern von Breiten liegt entlang der heutigen Breitener Straße bis zur Einmündung in die Pitschwiese, hier liegt auch das Gros der Häuser (11).

 

Im Süden wird er durch die "Alte Tholeyer Straße" begrenzt - die heutige Bungertstraße ["Alt" deshalb, weil der der neue Verlauf der Straße nach Tholey seit 1750 über den Tholeyer Berg verlief]. An ihrem westlichen "Ende" auf der Karte knickt sie in einem weitgeschwungenen Bogen in den "Weg nach der St. Anna Capelle" ab. Gegen Ende des Bogens schneidet sie die heutige Breitener Straße und stößt ganz am Ende auf die Straße "Pitschwiese". Folgen wir diesem Weg, gelangen wir wieder in die Breitener Straße. Die Grenze des Dorfbanns verläuft jetzt zwei Parzellen breit nördlich, etwa entlang der heutigen Dechant-Gomm-Straße. Sie trifft schließlich auf den "Weg nach Breiten und Alsfassen" (St. Annenstraße), überquert ihn und läuft wieder parzellenbreit nach Süden. Etwa in Höhe der heutigen Bäckerei Wagner stößt sie auf das angrenzende Wiesenland und biegt Richtung Weg ab. Sie schließt nocht ein Haus ein und verbindet sich dann mit dem Weg bis zu dessen Aufeinandertreffen mit der bereits eingangs erwähnten "Alten Tholeyer Straße". Nicht vergessen werden dürfen auch die beiden schmaleren Wege, von denen einer heutige die Straße "Am Brunnen" bildet, der andere - im Volksmund " 's Päädche" genannt - die Verbindung zwischen "Brunnen" und der Breitener Straße.

 

Die Häuser in Breiten werden an anderer Stelle erfaßt, nicht in diesem Buch.

 

Und vermutlich auch nicht mehr in diesem Leben.

 

 

Historische Forschungen · Roland Geiger · Alsfassener Straße 17 · 66606 St. Wendel · Telefon: 0 68 51 / 31 66
E-Mail:  alsfassen(at)web.de  (c)2009 hfrg.de

Diese Website durchsuchen

Suchen & Finden  
erweiterte Suche