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St. Wendelin -> Der Tag des Heiligen

Der Tag des Heiligen.

 

Letztens fragte mich jemand, an welchem Tag das Fest des Heiligen eigentlich gefeiert wird.

 

Nun, am 20ten Oktober, sagte ich im Brustton der Überzeugung. So habe ich’s gelernt, und so hören wir es gerne. Und feiern ihn auch.

 

Aber dann habe ich im Gerber über die alten Heiligenkalender gelesen, und dort steht samt und sonders der 21te Oktober drin:

 

4 Codex Buxelles 1814-1816. 'Kalendarium von Stablo'.

Am 21.10. wird das Fest des hl. Bekenners Uuldelinus in Basenvillare gefeiert.

Der Name Waldelinus erweist sich als ein kopialer Fehler und ist deshalb mit Wandelinus zu verbessern.

Der Ortsname Basenvillare wird bereits im 10. Jahrhundert als Kultort des heiligen Wendelinus im Kloster Stablo (im heutigen Belgien) bezeichnet.

 

5 Cod. Rom. Vat. lat. 3806. 'Kalendarium von Fulda'.

In Basenvillare wird am 21.10. der Geburtstag des heiligen Bekenners Wendelinus gefeiert. Erst durch den Vergleich beider Kalendarien von Fulda und von Stablo ist der Name des Heiligen festzustellen und im Kalendarium von Stablo als kopialer Fehler aufgedeckt worden. Auch beim Kalender von Fulda handelt es sich um einen Kalender aus dem 10. Jahrhundert wie beim Kalender von Stablo.

 

6. Cod. Verdun 7. var. Martyrologium aus St. Vanne in Verdun.

An diesem Tag, dem 21.10. ist der Sterbetag des heiligen Bekenners Wandelinus, dessen Verdienste oft durch Wunder bestätigt werden.

Im Kloster St. Airy in Verdun wurde im elften Jahrhundert das Martyrologium des Ado von Vienne ergänzt, darunter auch der Name des heiligen Bekenners Wandelinus.

Diese Rezension ist in fünf Exemplaren aus Verdun, Metz und St. Avold erhalten.

Schon im zehnten Jahrhundert lautet der Name des Kultortes, von Wandelinus, Bassonevillare.“

 

(Quelle: Einwohnerbuch St. Wendel, von Rudolf Gerber, Bernkastel-Kues, 1994)

 

Also hab ich in meiner Verzweiflung im Selzer nachgeschaut und wurde natürlich nicht enttäuscht.

 

Alois Selzer schreibt in seinem Buch „Sankt Wendelin - Leben und Verehrung eines alemanisch-fränkischen Volksheiligen“, erschienen in Mödling bei Wien erst 1935 und in zweiter Auflage 1962 (aus welcher Ausgabe ich unter Weglassung der Fußnoten zitiere) auf Seite 198ff über den „Hauptfesttag“

 

„1. Der Hauptfesttag

 

Das Datum des Wendelins-Festtages variiert auffallend im liturgischen Festheiligenkalender und verrät schon dadurch auf den ersten Blick, daß St. Wendelin nicht einheitlich in die Liturgie der Kirche aufgenommen und fest gefeiert worden ist. Als St. Wendelin-Gedächtnistag wird zunächst der 21. Oktober angegeben, aber schon früh wurden auch andere Tage genannt, so der 20., 22., 23. Oktober, der 3. und 7. Februar, der 24. April, der 4. Mai, der 5. und 7. Juli und der 8. (9.) September.

 

Suchen wir im einzelnen Zahl, Ort Grad, Alter und Herkunft der Wendelin-Festtage in den einzelnen Diözesen näher zu untersuchen.

 

a) Der 21. Oktober ist der erste und eigentliche liturgische Feiertag (festum primarium), der angebliche Sterbetag des hl. Wendelin (dies natalis, obitus, transitus). Bereits die ersten liturgischen Kalendarien erwähnten St. Wendelin an diesem Tage, das Calendarium Stabulense (XI. Jh.) und das Psalterium St. Maximini (XII. Jh.). Im Erzbistum Trier behält auch später der Festkalender, wo er St. Wendelin aufführt, dieses Datum im 14., 15., 16. Jh. bei.

 

Auch in den Diözesen Köln, Konstanz, Mainz und anscheinend auch Chalons sur Marne wurde gelegentlich der Festtag am 21. Oktober angeführt.

 

Auch als Gedächtnistag des Begräbnisses des hl. Wendelin (dies depositionis) wird vereinzelt der 21. Oktober gefeiert".

 

Aber später — die genaue Zeit ließ sich nicht ermitteln — wurde der Gedächtnistag des hl. Wendelin (21. Oktober) durch St. Ursula, deren Fest vielfach höher und allgemeiner gefeiert wurde, auf den vorhergehenden (20. Oktober) oder nachfolgenden Tag verdrängt (22., 23. Oktober), selbst in St. Wendel, Kloster Tholey und im Trierer Gebiet.

 

Heute wird in St. Wendel und fast im ganzen Kultraum des hl. Wendelin sein Fest kirchlich oder doch wenigstens von den Gläubigen am 20. Oktober begangen (oder auch am folgenden Sonntag).

 

So in den Bistümern (bzw. Erzbistümern): Aachen, Augsburg, Bamberg, Basel, Chur, Eichstätt, Freiburg, Fulda, Köln, Limburg, Lüttich, Luxemburg, Mainz, Metz, München-Freising, Passau, Regensburg, Rottenburg, Speyer, Sitten, Straßburg, Würzburg, ferner durchwegs in den Gemeinden, die St. Wendelin verehren in Ungarn, Rumänien, Jugoslawien, Nordamerika.

 

Wann der 20. Oktober als Festtag des hl. Wendelin sich durchsetzte, ist in den einzelnen Diözesen schwer ersichtlich, man findet ihn am 20. bereits um 1600 in einzelnen Martyrologien.

 

Bistum Trier feierte das Fest des hl. Wendelin später am 22. Oktober, jetzt am 23. Oktober; auch Bistum Limburg, Luxemburg und Metz in den Teilen, die früher zu Trier gehörten. Am 21. Oktober begehen noch einzelne Gemeinden in Mainz (z. B. Budenheim) und Trebetitz im Bistum Olmütz das Fest des Heiligen. Oft wird das Fest, besonders in Süddeutschland, auf den nächsten Sonntag nach dem 20. Oktober verlegt oder auf den Montag oder Dienstag nach Kirchweihfest, so in Hinschingen. In Colpach (Luxemburg) auf den Sonntag nach dem 17. Oktober (…).“

 

Bei uns in St. Wendel heutzutage ist es der 20te Oktober. Dieses Jahr auch.

 

Eine schöne Woche.

 

Roland Geiger

 

Historische Forschungen · Roland Geiger · Alsfassener Straße 17 · 66606 St. Wendel · Telefon: 0 68 51 / 31 66
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