Schriftzug
St. Wendelin -> Die Wendelskapelle in St. Wendel -> Nachricht über die Kapell des S. Wendels=Brunnens zu St. Wendel

Im Jahre 1735 erwarb Franz Ernst von Hame, Unternehmer, Stadtschultheiß und als Amtmann Vertreter des Trierer Kurfürsten in St. Wendel, die beiden Parzellen im Wiesental des Bosenbaches, auf dem die Vorgängerbauten der heutigen Wendelskapelle und des Eremitenhauses standen. Klause und Kapelle wurden von einem invaliden Eremiten namens Nickel Riehm betreut, der die Stelle bereits 1719 angetreten hatte. Damals waren die Erben der alten St. Wendeler Familie Doussard Eigentümer der Grundstücke gewesen, und Franz Ernst von Hame war ihr Verwalter. Er hatte diesen Posten von seinem Vater Damian Hartard von Hame (1665-1718) nach dessen Tod geerbt.

 

Als Nickel Riehm nach St. Wendel kam, bemerkte er von einem älteren Ehepaar besetzte Klausnerstelle. Durch geschicktes Handeln gelang es ihm, das Ehepaar in die Klause von St. Anna (heute Golfplatz) zu befördern und selbst an die Stelle zu gelangen. Der St. Wendeler Pfarrer Christian Stackler war für Geldzuwendungen sehr empfänglich. Hintergrund war eine finanzielle Schieflage der Pfarrei, vor allem in Hinblick auf eine drei Jahre zuvor erfolgte Beraubung des St. Wendeler Kirchenschatz, bei der wertvolle Teile desselben unwiderbringlich abhanden gekommen waren. Stackler setzte sich bei von Hame ein, und Riehm bekam die Stelle. Er nutzte sie weidlich aus, sehr zum Verdruß der Kirche und auch des Herrn von Hame. Fast 40 Jahre lang versuchte man, ihn wieder loszuwerden, aber das gelang erst 1753.

 

Jetzt nahm Franz Ernst von Hame sein lange geplantes Projekt in Angriff. Er renovierte den Wendelsbrunnen, das eigentliche Heiligtum, dann stellte er in Trier den Antrag, die Kapelle neubauen zu dürfen. Die Erlaubnis erhielt er Ende 1754, so daß der Neubau Mitte 1755 fertig war. Die Weihe ließ aber lange auf sich warten, weil man in Trier das Gerücht gestreut hatte, von Hame wolle die Kapelle zu seiner persönlichen Bereicherung verwenden. Es dauerte nochmal drei Jahre, bis im Jahre 1758 die Kapelle eingeweiht wurde.

 

Der nachstehenden Brief schickte von Hame 1756 an den Trierer Bischof. Er schilderte darin die bisherige Geschichte von Kapelle, Brunnen und Klause und auch detaiiliert die Probleme, die es mit Nickel Riehm gab. Er schließt mit der dringenden Bitte, die Gerüchte, die man ihm anhängt, als unwahr zu erkennen und Kapelle zu weihen.

 

Von Hames Originalschreiben habe ich bisher nicht auffinden können, es ist fraglich, ob es noch existiert. Als Bischof Hommer Anfang des 19. Jahrhunderts eine Geschichte des Bistums Trier begann, erhielt er eine Abschrift des Briefes von dem coburgischen Beamten Johann Nikolaus Riotte, der nach seiner Pensionierung sehr intensiv Heimatforschung betrieben hat.

 

Diese Abschrift liegt im Bistumsarchiv Trier (Abt. 95 Nr. 333). Sie bildet die Grundlage für diese Transkription. E und auch die Übertragung in neueres Deutsch.

 

Die Transkription habe ich selbst durchgeführt mit tatkräftiger Unterstützung von Dr. Margarete Stitz, die die lateinischen Passagen ins Deutsche übertrug und zahlreiche Anmerkungen machte.

 

Sie hat meine Übertragung in neueres Deutsch ebenfalls kritisch begleitet; alle Freiheiten bezüglich des Originaltextes gehen zu meinen Lasten.

 

 

„0“-Werte bei den Währungsangaben sind im Originaltext nicht angegeben; dort stehen diese Angaben in Tabellen, so daß man leicht erkennen kann, was Thaler (R), Albus oder Groschen (g) sind. Um Irrtümer zu vermeiden, habe ich in Transkription und Übertragung die „0“-Werte mit „0“ beziffert. Somit erscheint ein Betrag von 4 albus als 0-4-0 usw.

 

Zahlenangaben in Klammern bezeichnen die Seitenangaben des Originaltextes.

 

=> Transkription

=> Übertragung in neueres Deutsch

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